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„Wieder im Micky Maus Land“ Juli bis Dezember 2002 Die Folgenden Leseproben sind bereits Auszüge aus meinem Buch, dem 2. Teil von „Unter dem Key of life“ mit dem Untertitel “Bermuda Dreieck und zurück” „ZURÜCK INS MICKY MAUS LAND“ Hafen der Verlierer – Hurrikans und Aries statt New Orleans – Columbus Day und Muringbruch in Ft. Lauderdale – Besuch in Österreich Am 10. Juli 2002 bekomme ich um 1226 einen Anruf am Handy, da ich glaube es ist was Dringendes und in dem „Micky Maus Land“ die anrufende Nummer leider nicht angezeigt werden kann, soweit ist ihre Handy Technologie noch nicht, hebe ich ab. Es war eine Umfrage aus Klosterneuburg, die mich 2,50 Dollar Passivgebühr gekostet hat, weil es hier auch noch keine Sekunden Abrechnung für das Handy gibt, sondern immer ganze Minuten verrechnet werden. Was mich am meisten ärgert ist, daß viele in Österreich eigentlich gar nicht wissen, wie weit dieses Land eigentlich zurück ist und wie viele Idioten hier herumlaufen. Es fängt bei der sogenannten „Freiheit“ an, die hier eher nicht existiert und hört beim „IQ“ auf, wobei es bei der Gesundheit dieses degenerierten Volkes am Ärgsten ist. So hat z.B. jeder fünfte Amerikaner „Herpes Genitalis“; es sind ca. 45 Millionen davon infiziert, laut Aussage vom TV Miami. Am Freitag den 12. Juli 2002 bricht mir der Pluspol von der Balmar Lichtmaschine und zerstört mir dadurch die Dioden. Wieder habe ich eine Beschäftigung mehr. Ich muß die Lichtmaschine ausbauen und nach unzähligen Telefonaten, finde ich eine Werkstatt die fähig ist, meine Balmar Lichtmaschine auch zu reparieren. Wir fahren mit öffentlichen Verkehrsmittel nach Miami Süd, was bei dem amerikanischen System bedeutet, sich einen Urlaubstag nehmen zu müssen, in Kuba fahren die Busse öfters! Bushaltestellen habe ich in Rußland, Jugoslawien oder Polen schönere gesehen als in dem „Micky Maus Land“, ganz davon abgesehen, daß es meistens gar keine gibt. Zu 90%, und das ist sicher nicht übertrieben, gibt es weder ein Dach, noch eine Bank bei den Bushaltestellen. Die kleine Tafel die anzeigt, daß dort irgendwann einmal ein Bus vorbei kommt, steht irgendwo in der Gegend. In der Wiese oder am Straßenrand findet man nicht einmal ein betonierter Platz, wo man warten könnte. Man kann teilweise in der Wiese stehen, wo man bei den mehrmals täglichen Gewittern bis zu den Knöcheln im Matsch steht. Oder man steht am Straßenrand, wo man wie ein Torero vor den Autos zur Seite springen kann, denn auch simple Gehsteige gibt es in diesem Land nur wenige, und wenn, dann hören sie irgendwo im „Nichts“ auf. Wenn man dann nach einer halben Stunde oder längerer Wartezeit, Klatschnass in den fast auf minus Grade runter gekühlten Bus einsteigen kann muß man froh sein nur eine Verkühlung und keine Lungenentzündung zu bekommen. Der Fahrer ist meistens ein ca. 130 kg schwerer Farbiger, der die ganze Zeit über mit einer Hand fährt, weil er mit der anderen Hand sein „Cell phone“ hält und telefoniert! (Warum bei uns das Mobil Telefon „Handy“ genannt wird und in der USA dieser Name nicht bekannt ist, ist mir eigentlich unklar?) Wir waren bisher noch in keinem Bus, wo der Fahrer nicht telefoniert hätte. Die Einrichtung einer Freisprecheinrichtung dürfte auch noch nicht in das „Micky Maus Land“ vorgedrungen zu sein, und ich bezweifle sehr, daß die Chauffeure eine speziellen Führerschein machen müssen um Personen zu befördern. Nachdem in Kalifornien eine Tageszeitung bewiesen hat, daß ein „Affe“ den Test für den Führerschein ablegen konnte, kann man sich vorstellen welche Prüfung diese Chauffeure machen mußten. Am 21. Juli 2002 fahren wir die Biscayne Bay nach Süden und Harry folgt uns wieder einmal, da unsere Pläne nach New Orleans zu fahren sind und Harry nach Texas will. Bereits beim ersten Wegpunkt der „Featherbed Bank“, wo man durch einen Kanal der mit Markern gekennzeichnet ist durchfahren muß, ruft mich Harry über Funk, daß seine beiden GPS nicht richtig anzeigen. Somit fährt Harry genau hinter mir nach und ich ahne bereits, daß der Fehler sicher nicht an den GPS sondern an Harrys programmieren liegt. Mit 21 Seemeilen unter Segel mit einem Schnitt von 3,5 Knoten kommen wir zu einem schönen Segeltag und setzten nach 24 Sm vor „Pumpkin Key“ auf 25°19’39 N und 80°17’80 W den Anker. Harry kommt zum Essen rüber und wie ich es mir dachte, beide GPS waren nicht auf Seemeilen sonder amerikanische Landmeilen eingestellt, und der Kurs war nicht auf „wahren Nord“ sondern auf „magnetic Nord“ eingestellt. Am nächsten Tag reinige ich mit Gabriela noch unseren Rumpf fertig und wir kratzen den Rest vom Bewuchs ab. Dabei gehen meine blauen Schwimmflossen kaputt, was mich natürlich sehr ärgert, da sie doch „erst“ 25 Jahre alt waren - man bekommt keine gute Qualität mehr! Am Dienstag den 23. Juli 2002 wird es wieder spannend, wir versuchen durch den „Angelfish Creek“ in den äußeren Kanal der Florida Keys zu fahren. Wer nun glaubt, daß man in der Marina von Pumpkin Key erfahren kann wann Flut ist, der wird schnell enttäuscht. Die haben keine Ahnung, vor allem bezweifle ich, daß sie eine Tabelle überhaupt lesen können. Die Angaben von Miami Funk kann man auch nicht gebrauchen, da in den einzelnen Keys und den verschiedenen Buchten die Unterschiede sehr groß sind, und manche Buchten fast keine Tide aufweisen. Auch wer wie ich gelernt hat, die Tide mit Hilfe des Nautical Almanach in den Breitengraden auszurechnen, hat keine echte Chance die einzelnen Durchlässe, die sogenannten „Creeks“ auch wirklich zu berechnen. Da wir aber vor einer Millionärsvilla vor Anker lagen, der sinniger Weise einen großen Kürbis in seinem Garten stehen hat und auch ein großes Dock, hatte ich gestern genug Zeit mit dem Fernglas die Tide am Dock zu beobachten und rechnete mir eine ungefähre Flut um die Mittagszeit aus. Da ich sicher nicht bei höchster Flut aufsitzen wollte, gingen wir um 0925 an den ersten zwei Markern vorbei in den Angelfish Creek, es ist immer wieder faszinierend durch die engen Kanäle zwischen den Mangroven durch zu fahren, aber noch schöner wäre es, wenn man die Reiher und Pelikane beobachten könnte und nicht immer ängstlich das „Echolot“! Bereits bei den ersten Markern hatten wir sicher nicht mehr als 30 cm Wasser unter dem Kiel, im Creek selbst war es etwas besser, aber ich wußte, die seichteste Stelle war an der Einfahrt des Creeks, in unseren Fall an der Ausfahrt zwischen „Marker 1“ und „Marker 2“. Das Wasser im Kanal ist eher trüb und nicht zu „lesen“, aber es wurde bei der Ausfahrt „klar“, was mich aber nicht gerade beruhigt, ich sah nicht eine tiefere Fahrtrinne, wo ich mich hätte hinwenden können. Gabriela an der Pinne dirigierend, schafften wir es mit gerade 10 cm Wasser unter dem Kiel in den „Florida Channel“ raus zu laufen, ich muß ehrlich sagen, diese Art von Navigation mag ich überhaupt nicht! Wir laufen in Richtung Süd, setzen auf 25°18‘7 N und 80°14‘4 W die Segel werden mit einem schönen SE Wind um die 3 Bft entschädigt und segeln an der Mosquito Bank vorbei die wir an BB liegen lassen. Um 1550 haben wir Rodriguez Key eine halbe Seemeile im Norden und setzen nach 28 Sm, davon 23 Sm unter Segel, um 1705 den Anker vor Tarvenier Key auf 25°00’27 N und 80°29’81 W. Die täglichen Gewitter blieben über dem Landesinneren und es wurde noch ein wunderschöner Segeltag Sogar Harry der neben uns den Anker setzt, konnte etwas segeln, die Ausfahrt war für ihn nicht so stressig. Erstens fuhr er im Creek genau zwei Meter hinter mir nach, und zweitens hat er wesentlich weniger Tiefgang als wir. Leider hat gerade die „Lobster Saison“ begonnen und deshalb gibt es drei Tage wo jeder ohne Lizenz auf Hummerfang gehen kann. Eigentlich sind es ja keine Hummer, denn der sogenannte „Florida Lobster“ ist eigentlich eine Languste und hat keine Scheren wie ein Hummer! Nur bringt das noch mehr „Idioten“ raus in die Keys und überall sind kleinere und größere Boote unterwegs und überall sind Taucher im Wasser. Natürlich gibt es dann noch mehr Notrufe als sonst, da viele der Taucher von der Strömung abgetrieben werden. „Sea Tow“ hat bereits mehrere Taucher gesucht und über Funk aufgefordert Ausschau zu halten und im Bedarfsfall Hilfe zu leisten. Die Coast Guard ist eifrig damit beschäftigt zu kontrollieren, ob ja nicht zu kleine Lobster herausgefischt werden, und ob jedermann auch eine „Lehre“ mit führt mit der er messen kann, ob der „Schwanz“ des Lobster auch das Mindestmaß hat. Jedes Boot muß die Taucherflagge an Bord haben und eine Taucherboje muß jeder Taucher mitziehen. Natürlich nur die amerikanische rot-weiße Ausführung, denn die Internationale blau-weiße „A“ Flagge, mit der Bedeutung „Taucher unter Wasser“ kennt hier niemand. Zwischendurch werden im 30 Minuten Takt, all die Notrufe immer wieder wiederholt, die meisten „Mayday“ sind: entweder ist einem Boot der Benzin ausgegangen, oder Kinder habe am Funk herum gespielt und „Mayday“ gerufen. So wie überall in der „dritten Welt“ braucht auch hier niemand ein „Funksprechzeugnis“ und jeder kann ein VHF Radio kaufen und darauf sprechen. Da die Florida Keys und ihre Korallenriffe unter strengsten Naturschutz stehen, wird natürlich darauf geachtet, daß ja niemand seinen Anker über die Korallen setzt, oder aus dem markierten Kanal raus fährt und vielleicht auf Grund läuft. Ich kenne ein paar Geschichten die hier passiert sind wo ein Aufgebot an Polizei, Coast Guard und Law enforcement vom Nationalpark gekommen ist und von Tauchern unter Wasser genau vermessen wurde, wieviele Korallen beschädigt wurden und Strafen bis zu 25.000 Dollar verhängt und teilweise auch die Boote beschlagnahmt wurden! Wenn man innen in den Keys im Nationalpark aus dem ICW raus kommt und auf Grund läuft ist eine Strafe von 1000 Dollar das mindeste. Auch wenn es dort keine Korallen, sondern eher Gras, Schlamm oder Steine gibt. Es interessiert sie ebenfalls wenig, daß manche Marker fehlen und dadurch zu weit auseinander sind, um zu erkennen wie der ICW jetzt wirklich weitergeht! Die ersten die meistens am „Tatort“ sind, ist entweder „Sea Tow“ oder „Boat US“ die Geier vom Abschleppdienst, vor allem dann, wenn man noch kein Mitglied bei ihnen ist. Die Gebühren gehen von 700 Dollar aufwärts und jeder will der erste sein, der einem „ab bergen“ kann. Wir sind selber Mitglied bei „Sea Tow“ gewesen, und die Geschichten was uns passiert ist stehen bereits in meinem ersten Buch über das Micky Maus Land. Soweit die Vorgeschichte, und nun wollte Harry, aus welchen Grund auch immer seinen Kühlschrank, der ja nicht mehr funktionierte, entsorgen. Als er nun mit seinem „Mülldingi“ längsseits kam sah ich, daß er mit seinen Füßen in einer grünen Flüssigkeit stand, die den Boden seines Gummibootes bedeckte und Teile von den Kühlrippen und Kühlblech des Kühlschrankes, sowie der Rest vom Kühlschrank in seinem Dingi lagen. Er erzählte mir die Geschichte, wie es dazu gekommen ist. Beim Reinfallen des Kühlschrankes hatten sich die Kühlrippen so verbogen und im Holz festgesetzt, daß sie wie ein Dübel wirkten und deshalb nicht mehr retour gingen und sich in der Holzwand verspreizten. Da sich der Kühlschrank in keine Richtung zu bewegen war, kam Harry auf die „glorreiche“ Idee die Kühlrippen an der Rückseite abzusägen, was er auch tat! Ich weiß zwar nicht mit welcher Kühlflüssigkeit diese Art Kühlschränke gefüllt sind, noch welche Art von Gas eingefüllt ist, in den neueren ist es „Frion“ oder ähnliches, bei ihm dürfte es eine Art von Ammoniak gewesen sein, das nach dem Zersägen frei gesetzt wurde und austrat! Harry wurde jedenfalls die Luft knapp und konnte sich gerade noch ins Cockpit retten bevor er an mangelndem Sauerstoff in die Knie ging! Das ganze Boot war mit dem Gas und der grünen Flüssigkeit gefüllt, die auch noch in seinem Dingi herum schwamm. Nachdem die Gefahr einer Gasvergiftung vorbei war, zersägte Harry den Rest vom Kühlschrank und brach ihn aus der Box heraus und war nun am Weg ihn zu entsorgen. Wenn man Harry kennt braucht man nicht extra zu erwähnen, daß die grüne Flüssigkeit auch noch tagelang in seinem Dingi war und nur dadurch, daß es wieder stark regnete und Harry gezwungen war sein Dingi auszuschöpfen, wurde es langsam weniger. Am 8. August kommt ein Amerikaner von einem anderen Boot vorbei und bringt mir ein Exemplar von „South wind sailing“ Magazin und gratuliert mir zu dem Artikel gegen die Coast Guard. Er erzählt mir ganz stolz, daß er bei der „1. National Sozialistischen Partei“ von Amerika ist und er gerne dort weiter machen würde, wo Hitler aufgehört hat. Gabriela und ich können uns nur wundern, was in diesem Land so herum läuft. Am 1. September 2002 haben wir die Löcher für die Aries gebohrt. Ich mußte natürlich zweimal neue Steinbohrer kaufen, da ich genau eine der Eisenstangen erwischte und der Bohrer kaputt ging, da die harten Videablätter nicht für Eisen gedacht waren und davon flogen. „Murphys Law“ sorgte dafür, daß egal wo man unseren „Stein“ durchbohren wollte, man sicher auch genau eine der Eisenstangen dabei erwischte. Bei den Temperaturen um die 35° hatten wir die Aries auf unseren Spibaum achteraus unter dem Solarpanel aufgehängt, um sie in die richtige Position zu bringen um die Löcher der Halterungen - insgesamt acht Stück - zu markieren um sie dann vom wackeligen Dingi aus zu bohren. Eigentlich ein Wunder daß ich nur drei Bohrer verbrauchte. Die SS Bolzen haben die Eigenschaft sich gerne fest zu fressen und dann kann man die Mutter weder anziehen noch wieder aufdrehen! Ich schwitzte außen im Dingi wie ein „Schwein“, während Gabriela kopfüber in der Heckluke hing um mit dem Schlüssel dagegen zu halten. Auch diese Position ist nicht gerade entspannend, aber nach viel Mühe und Schweiß war die Aries an ihrem Platz. Leider nicht zufrieden stellend, da sie etwas zu stark vibrierte und Butch meinte am Montag den 2. September auch, daß die Halterung verstärkt werden muß. Er machte es für uns um insgesamt 40 Dollar, wobei man dies wirklich als Freundschaftspreis betrachten kann. Wir haben sie dafür auch auf einen Schweinsbraten an Bord eingeladen. Als die Halterung fertig geschweißt war und auf der Werkbank lag, stellte Martha, die Frau von Butch fest, daß sie wie ein riesengroßes Elchgeweih aussieht. Die Ähnlichkeit war wirklich verblüffend. Da der Vorbesitzer auf den beiden Mahagoni Blättern die eigentlichen die Windfahnen sind, den Namen „Judy“ eingraviert hat, heißt unsere Aries nun „Judy the moos“ (Judy der Elch). Östlich von St. Augustin nähert sich tropical Sturm „Eduardo“ und zieht in Richtung Florida von seiner Position auf 30‘5° N und 78‘7° W und hoffentlich nicht weiter südlich, denn wir sind gerade 300 Seemeilen weiter im Süden von seinem Track. Um 2130 hören wir eine weibliche Stimme rufen und wir leuchten mit dem Scheinwerfer die Umgebung ab und sehen eine Frau zwischen den Booten schwimmen. In der Nacht im dreckigen Hafenwasser eher etwas ungewöhnlich aber sie winkt uns nur zu und schwimmt weiter in Richtung „Florida Key Marina“. Bereits Böses ahnend behalten wir sie so gut es geht im Auge, nur zwischen den Booten ist es total dunkel und andererseits blendet das Licht der Marina am Wasser. Sie ist fast nicht auszumachen und entschwindet uns aus der Sicht. Kurz darauf hören wir eine Pfeife die als Notsignal gilt, deshalb ist sie auch auf jeder Rettungsweste angebunden und Vorschrift. Man kann nach kurzer Zeit nicht mehr rufen wenn man erschöpft ist, geschweige denn so laut, daß man es auch hören könnte. Nun selbst das Pfeifen wird schnell schwächer und wir sind bereits im Dingi und starten denn Motor und fahren in die Richtung, wo die Frau verschwunden ist. Dank unserer zwei starken Taschenlampen und den Pfeifsignalen können wir die Frau noch lokalisieren und zu ihr hinfahren. Ich sehe gleich, daß sie schon am Ende ihrer Kräfte und kurz vor dem Ertrinken ist. Gabi bekommt sie zu fassen, hat aber zu wenig Kraft um sie ins Dingi zu ziehen. Die Frau will sie aber nicht loslassen, deshalb kann ich sie nicht gleich ergreifen. Dann aber kann ich sie erfassen und sie hält sich mit fast unglaublicher Kraft auch an meinem Arm fest und ich bekomme sie leicht an Bord unseres Dingis, vor allem hat sie nicht viel Gewicht und eher eine mädchenhafte Gestalt. Sie ist der Erschöpfung nahe gewesen und nun froh in unserem Dingi zu liegen und auszurasten. Von einem total vergammelten Boot kommt auch einer angerudert um zu helfen. Es ist, wie wir später erfahren Elliot, ein angeblicher früherer CIA Agent. Ich aber denke, daß er eher einer der vielen „Spinner“ ist, in diesem „Hafen der Verlierer“. Elliot kennt jedenfalls die Frau die sie „B.G.“ nennen und eigentlich Olivia heißt und weiß, daß sie auf das Boot „Rag Top“ gehört. Ich nehme Elliot in Schlepp und wir fahren zur „Rag Top“ um Olivia ab zu liefern, nur war der „Freund“ von ihr nicht gerade begeistert und meinte, wir sollen sie behalten! Wie sich heraus stellte, haben sie im „Suff“ miteinander gestritten und Olivia sprang über Bord, um an Land zu schwimmen. Zu ihrem Glück hat sie am Badeanzug die Pfeife montiert gehabt, die ihr wahrscheinlich das Leben gerettet hat. Normaler Weise hätte ich sofort die Coast Guard verständigen müssen, was dem „Freund“ sicher sofort ins Gefängnis gebracht hätte, denn er ist, als Olivia über Bord sprang, ganz einfach schlafen gegangen und hat sich nicht darum gekümmert, ob sie es auch schaffen würde an Land zu kommen! Elliot, der aber die beiden von etlichen Saufgelage kannte, redete aber mit ihm und blieb bei ihnen an Bord um die Sache zu schlichten. Wir jedoch verzichteten auf eine Diskussion mit ihnen und fuhren zurück an Bord. Für mich wurde es wieder einmal bewiesen, wie viele Idioten in dem Land umher laufen. Da Harry auch wirklich „nichts“ ausläßt, wurde er heute Abend verhaftet, als er mit seinem Dingi in der Sombrero Marina angelegt hat. Er war mit einer Frau auf seinen Boot und hat ein halbe Flasche Wein mit ihr getrunken. Als er mit ihr in der Marina anlegte, hat ihn dort ein Polizist empfangen der auch sofort das Dingi, das ja eher wie ein Müllplatz aussieht, kontrolliert. Das erste Ticket bekam er, da er keinen „Dingi Sticker“ hatte, lokale Dingis müssen registriert sein und einen Aufkleber vom jeweiligen County haben. Bei ausländischen Booten genügt es, wenn darauf steht zu welchen Boot es gehört. Aber auch das muß sein und ist Vorschrift, somit steht bei uns drauf: „T/T Key of life“ was so viel heißt wie „Tender to Key of life“ , also auf Deutsch: Dingi von der Key of life. Das zweite Ticket bekam er weil er keine Schwimmweste an Bord hatte; auch das ist hier Vorschrift! Das dritte Ticket bekam er, weil er kein Licht mitführte! Das vierte Ticket bekam er, weil er weder Papiere fürs Dingi oder Boot, noch einen Ausweis mitführte. Nun, auf die Frage, ob er etwas getrunken hat, gab Harry sofort ehrlich zur Antwort mit der Frau an Bord eine halbe Flasche Wein und am Nachmittag ein paar Biere getrunken zu haben. Er hat sehr viel Angst vor der Polizei und war schon mal wegen „DUI“ (Driving under influenz, oder Trunkenheit am Steuer) in einem Gefängnis, was in diesem Land schnell passiert. Nach dieser Aussage wurden ihm sofort Handschellen angelegt, er wurde verhaftet und auf das Polizeirevier gebracht. Es rannten natürlich alle seine Saufkumpanen aus der Bar raus und beobachteten die Situation, aber natürlich sagte niemand etwas gegen den Beamten, denn ein Argumentieren mit einem Polizisten bedeutet in diesem „freien“ Land sofort auch verhaftet zu werden, ein zurück Reden oder diskutieren mit einem Polizisten wird nicht geduldet. Es kann in Rußland eigentlich auch nicht schlimmer sein. Zu guter letzt kam es für Harry noch zu einem gutem Ende, warum aber war nicht so ganz klar. Harry wurde auf das Revier gebracht, wo man ihn „blasen“ lies, aber das Gerät negativ anzeigte! Auch ein zweiter „Blasversuch“ zeigte negativ an und der Polizist wurde nach Harrys Aussage etwas nervös und fragte ihn, ob er Drogen nehme und einen Urintest zustimme? Da Harry keine Drogen, vom Alkohol abgesehen zu sich nimmt, stimmte er dem Test zu, um ja keine Schwierigkeiten zu machen zu. Er brauchte ja keine Angst wegen anderen Drogen zu haben. Nun wurde der Polizist noch unsicherer und fragte ihm, warum er gesagt hatte Wein und Bier getrunken zu haben, wenn es jetzt nichts anzeigte? Harry sagte ihm nochmals, daß er die Wahrheit darüber sagte, was er getrunken hat, und er sonst keine Drogen genommen hat und er sicher nichts dafür kann, wenn das Gerät nichts anzeigt! Jedenfalls zog sich der Polizist mit seinen Kollegen im Revier mit dem Ergebnis zur Beratung zurück, daß sie nicht riskieren wollten mit Harry ins Spital zu einem Urintest zu fahren, damit sie bei negativen Ausgehen des Tests keine Beschwerde oder Klage am Hals haben. Somit entschuldigte sich der Polizist bei Harry für die Verhaftung, lies die Tickets fallen und brachte ihn wieder zurück in die Marina! Harry war natürlich froh über dieses Ausgehen, hat keinerlei Beschwerde gegen dieses Vorgehen erhoben und war glücklich in der Bar weiter feiern zu können. Er weiß nicht warum beim „Blasen“ das Gerät negativ anzeigte, eine Ursache könnte eine Knoblauch Kapsel sein, die er vor der Fahrt zu sich genommen hat, aber sicher ist er sich nicht darüber, warum weder der Wein, noch das viele Bier am Nachmittag keine positive Anzeige hervor brachten! Jedenfalls möchte ich hier für dieses Buch etwas Werbung machen, das von H. Beard & R. Mc Kie geschrieben und gezeichnet wurde und ihm Tomus Verlag erschienen ist und man verzeihe mir, daß ich die ersten zwei Sätze von ihrer Beschreibung des Schiffsklos hier verwende und mich nicht sofort einklagt, falls diese Buch wirklich einmal aufgelegt wird. SCHIFFSKLO: „Theoretisch die Toilette jeder Yacht, praktisch eine Apparatur, gegen die eine Anlage zur Beseitigung von Atom-Müll ein Kinderspiel ist. Eine erprobte Technik zur Benutzung eines Schiffsklos wird, wenn auch etwas oberflächlich, in dem siebenbändigen Werk „Prinzip und Funktion des Schiffsklos“ beschrieben, veröffentlicht vom Bundesminister der Verteidigung in Zusammenarbeit mit dem Bundesminister für Justiz und dem Bundesgesundheitsminister“ Nun hat der Leser, der vielleicht noch nie so leichtsinnig war und ein Boot betreten hat, etwa einen Eindruck von der Arbeit die mir bevor stand. Wie schon erwähnt, steht auch unser Klo unter der Wasserlinie und somit muß man die Fäkalien durch einen Schlauch ca. 120 cm hoch über den Schwanenhals pumpen, weil sie nicht wie bei anderen Toiletten üblich, gleich über Bord oder in einen Septic Tank gepumpt werden, sondern in unsere „Lectrasan“ gepumpt wird, die in Brusthöhe hinter der Toilette an der Wand montiert ist. Dieser Kasten ist natürlich alles andere als eine Zierde, aber da er mehr als jeder Septic Tank kostet, kann man schon etwas stolz auf ihn sein. Vor allem der blaue Oberteil ähnelt beim schnellen Hinsehen an eine Raffinerie, obwohl der weiße Kasten mit ca. 60cm Breite und 25cm Tiefe mit ca. 30 cm Höhe eher eine Miniaturausführung davon gleicht. Aus den drei ca. 20 cm zylindrischen Erhebungen, wo der Mixer und die Kathoden drinnen stecken kommen viele Kabeln raus, die zu einem unterhalb angebrachten Schaltkasten mit eingebauter Zeituhr führen. Die Funktionsweise habe ich ja schon vorher einmal beschrieben. Da man die Leistung von 25 Ampere braucht, kann sich der etwas technisch versierte Leser die Kabelstärken vorstellen die zu dem Gerät führen. Die Zu- und Ableitung von den eineinhalb Zoll dicken Schläuchen machen den Eindruck der Raffinerie komplett. Beim letzten Zerlegen der Toilette ist mit einer der neu gegebenen Flansche gebrochen, den ich mit Epoxy geklebt habe und somit war ich sehr vorsichtig beim zerlegen. Kurz nach Mitternacht haben wir das „Carysport reef“ an BB liegen und sehen viele Sternschnuppen, sowie einen wunderschönen Mondaufgang über dem Golfstrom. Da wir relativ schnell sind und ich den Biscayne Kanal reingehen will, das aber nur bei Tageslicht zu empfehlen ist, berge ich um 0400 auf 25°30‘ N und 80°05‘ W die Genua und das Groß um nicht zu schnell zu sein. Wir segeln nur mehr mit der Sturmfock; wir machen aber trotzdem noch an die 5 Knoten und haben bereits 83 Sm hinter uns. Um 0700 haben wir die Einfahrt vom Biscayne Kanal vor uns und 89 Sm unter Segel geschafft. Wir fahren durch den Biscayne Kanal durch, der ja genügend Marker gesetzt hat, um nicht aus der Fahrtrinne zu kommen, an den aufgelassenen Stelzenhäusern vorbei in die Biscayne Bay rein mit der morgendlichen Skyline von Miami im Hintergrund, die man fast als schön betrachten konnte, sofern einem so ein Baustil gefällt. Obwohl ich wieder das Groß dazu gesetzt habe, ist der Wind wenig bis freudlos, trotzdem fahren wir ohne Probleme bis vor „Nixons Villa“, wo wir um 0915 auf Position 25°41’58 N und 80°10’72 W den Anker fallen lassen, nach genau 99 Seemeilen mit einem gesamt Schnitt unter Segel von 4,45 Knoten und fast 24 Stunden Fahrt. Es war auf jeden Fall eine schöne Fahrt und „Judy“ hat sich bezahlt gemacht und endlich wissen wir wieder genau, warum wir das Leben auf dem Segelboot gewählt haben. Sonntag 6. Oktober 2002. Um 1105 gehen wir Anker auf und durch den Kanal raus in die Biscayne Bay, wo wir um 1225 das erste Mal unseren Rot-Weiß-Roten ca. 100m2 großen Spinnaker setzen. Mit ENE Wind um die 3-4 Bft segeln wir einen Kurs von 188° und Gabriela ist etwas nervös an der Pinne mit dem riesigen Spi. Aber bereits nach kurzer Zeit bekommt sie das Gefühl für den Spi und steuert uns gut durch die Marker bei den engen Durchfahrten bei den verschiedenen Sandbänken, wie die „Feather Bed Bank“. Da dies noch immer als ICW gilt, ist es relativ gut mit Markern den ganzen Weg runter bezeichnet. An STB sieht man über dem Festland die höchste Erhebung von Florida mit ca. 25-30 Metern, und bitte nicht lachen, es ist ein riesiger „Misthaufen“! Ja, hier wird der ganze Mist der Umgebung gesammelt und auf diesem Berg seit Jahren aufgeschüttet. Die Erfindung der Müllverbrennungsanlagen dürfte auch noch nicht nach Florida vorgedrungen sein. Dafür ist ein paar Kilometer weiter bei „Turtel Point“ ein Atomkraftwerk, von denen sie ja genug haben. Sonntag der 13. Oktober 2002. Der Columbus Day ist im vollem Gang. Ein „Mayday“ nach dem anderen, die Abschleppdienste haben alle Hände voll zu tun und verdienen sich eine „goldene Nase“, während die Coast Guard fleißig Tickets verteilt, wenn jemand betrunken ist und einen Unfall verursacht. Allerdings, obwohl es in diesem „Polizeistaat“ fast mehr Polizei als Einwohner gibt, an solchen Tagen sind sie doch zahlenmäßig unterlegen und die Durchsagen für die diversen Notfälle gehen in dem Funkverkehr mehrerer hundert Idioten, die jetzt am Funk quatschen, unter! Lucky, ein Freund von uns kommt mit seiner „Lucky Strike“ längsseits und bringt uns ein paar Bier vorbei, er hat gerade ein paar Freunde von der „Jewfish Creek Marina“ abgeholt und kommt zu einem gemütlichen Plausch an Bord. Für die ganze Küste ist eine „tropical storm watch“ angesagt worden, den die tropical Depression Nr.14 soll ein Sturm oder Hurrikan werden und in unsere Richtung gehen. Sollte es ein Sturm werden wird er den Namen „Marko“ bekommen. Um mich wieder einmal abzulenken, fange ich an, mein Buch „Unter dem Key of life“ zu schreiben, Teil 2 „Bermuda Dreieck und zurück“! Damals wußte ich allerdings noch nicht, wie lange ich an dem Buch schreiben werde. Intermission: Da ich gerade an mein „Vorwort“ gedacht habe, muß ich feststellen, daß ich alles andere als fleißig war, denn wir schreiben heute den 14. April 2006! Nun bin ich bereits 56 Jahre alt, eigentlich im Mai schon 57 und schreibe bereits seit vier Jahren an diesem Buch! Ich glaube „Tolstoj(“ hat für sein 1869 veröffentlichtes „Krieg und Frieden“ nur ein Jahr gebraucht! Wir liegen in der „Observation Bay“ vor Los Testigos Grande in Venezuela bei ca. 32° im Schatten und wie es aussieht, könnte dieses Buch in den nächsten Tagen noch fertig werden, hoffe ich jedenfalls.) Am Montag ist es total schwül und es kommen Wolken auf, gegen 1400 Böen und Regenschauer und am Abend ist das Barometer seit gestern um 7 hPc gefallen auf 1011 hPc und fällt weiter. TD Nr.14 ist auf 17° N und 83° W und zieht Richtung Westen. Hurrikan „Michelle“ hat sich voriges Jahr fast an der selbe Position gebildet und Kategorie 4 erreicht. Der „Columbus Day“ hat seine üblichen Opfer gefordert: es kam zu mehreren Schwerverletzten beim Zusammenstoß von einem „Speed“ Boot, das in ein Abschleppboot fuhr. Bei einem anderen Boot, das mit voller Geschwindigkeit 25 Meter an Land in die Mangroven krachte, gab es drei Tote. Aber wie sagten schon die Amerikaner immer früher über die Indianer, den Ureinwohnern von Amerika, die sie ja fast komplett ausgerottet haben und das jetzt dafür mit dem „Thanksgiving Day“ oder eben ähnlich mit dem „Columbus Day“ feiern:“ Nur ein toter Speedboot Fahrer ist ein guter Speedboot Fahrer!“ Kurz nach Mittag bekommen wir Strom und wir beginnen ganz oben das Boot zu polieren, Gabriela arbeitet an den sicheren Stellen innen und vorne am Bug, ich bin ganz oben, oberhalb am Dach der „Flybridge“[i], wo ich natürlich in der prallen Sonne bin und nachdem ich alles mit dem Poliermittel eingelassen habe, es rutschig wie auf einem Eislaufplatz ist. Ich kann mich auch fast nicht mit einem Sicherheitsgurt[ii] sichern, da nichts in der Nähe ist, wo ich mich einhängen könnte, außer ganz in der Mitte bei der Konsole, wo Radar und Satelliten Antennen montiert sind. Sicher würde ein Sturz von dort oben nur mit schweren Verletzungen ausgehen, vor allem stehen die Boot so knapp nebeneinander, daß bereits die Fender gequetscht sind. Die Chance mit dem Kopf vorher auf irgendeiner Reling aufzuschlagen ist größer, als das man zwischen den Booten im Wasser landen würde. Am späten Nachmittag, Georg steht neben mir am oberen Teil des Bootes und poliert auch, ruft er zu mir rüber: „Hallo Erich, schau mal die Polizei schleppt gerade dein Boot ab!“ Ich nehme natürlich an, daß es sich um einen Scherz handelt und reagiere nicht darauf und blicke von meiner Arbeit nicht auf. Erst als er nochmals ruft und sagt, daß er es ernst meint, riskiere ich einen Blick. Nun aber fällt mir fast das „Herz in die Hose“, bei dem was ich sehe. Wir stehen ja fast in acht Meter Höhe und blicken über die gesamte Marina und Bootshow über den Kanal des ICW bis zur Las Olas Bridge und was ich dort sehe läßt mich erschauern. Es ist wirklich wahr, es ist unsere „Key of life“, zwischen zwei Polizeibooten, die uns mit „Blaulicht“ längsseits haben und etwas südlich von dem Bojenfeld und der Brücke mitten im ICW treiben! Wieso werden wir abgeschleppt, wir haben ja eine Boje genommen, also gibt es keinen Grund dafür? Gabriela und ich lassen natürlich alles liegen und stehen, Georg hat natürlich Verständnis dafür und wird alles zusammenräumen, wir hätte für heute sowieso bald aufgehört, es war bereits nach 1700 Uhr und laufen zurück zur Marina, wo unser Dingi liegt. Verzweifelt versuchte ich ihn zu halten, aber das Seil schnitt in meine Finger, da ich es nur mehr an meinem Ringfinger und kleinen Finger zu halten bekam! Obwohl Georg nicht als schwer zu bezeichnen ist, hatte ich mit zwei Fingern doch keine Kraft ihn zu halten und er fiel mit der Poliermaschine ins Wasser. Da dies keine Badewanne ist, war wegen eines Stromschocks eher keine Gefahr zu sehen. Das viele Wasser rund um ihm hatte doch so einen großen Widerstand, daß sofort die Sicherung fiel, oder der „FI Schalter“.[1] (Die Erfindung des FI Schalters kam teilweise schon nach Amerikas durch, aber ist sicher noch nicht überall verbreitet.) Georg war an sich nichts passiert, außer das er naß geworden ist, so leider auch seine Zigaretten und Feuerzeug. Was ihm aber mehr weh tat war, daß sein Handy bei dieser Aktion sein Leben aushauchte. Meine beiden Finger schwollen sofort auf die doppelte Stärke an und ich glaubte mir in die Hose machen zu müssen, so schmerzte es. Der Skipper besorgte sofort einen Sack voll Eis in den ich meine Hand steckte und ich riet Georg die Poliermaschine sofort mit Frischwasser zu spülen, was er auch sofort tat. Er tat das auch mit seinen Handy, aber das erblickte nie mehr das Licht der Welt. Nachdem sich Georg trocken gelegt hatte, polierte er mit meiner Maschine den letzten Rest noch fertig und ich versuchte, nach dem ich meine Hand vor dem Erfrierungstod rettend wieder aus dem Sack voll Eis zog, die andere Poliermaschine zu zerlegen. Meine Finger hatten sich in der Stärke kaum verändert und waren dicker als mein Daumen, nur die Farbe war blau geworden! Ich bin mir aber nicht sicher, ob von der Schwellung oder von der Kälte. Jedenfalls konnte ich die Maschine zerlegen und mit „WT 40“ einsprühen und ich schaffte es, sie wieder in Gang zu bringen. Meine beiden Finger allerdings wurden niemals mehr gut, meinen kleinen Finger kann ich auch nach vier Jahren nicht mehr komplett durchstrecken. Wir sind jedenfalls mit der Arbeit trotzdem fertig geworden, bis auf ein paar Kleinigkeiten die Georg am nächsten Tag selber machen mußte. Heute sind wir wirklich „total fertig“ und wir gehen duschen und Gabriela wäscht noch einen Teil der Wäsche. Nach dem wir meine wehen Fingern mit Salbe eingeschmiert haben, fallen wir wie tot in die Kojen. Obwohl ich sogar spezielle Karten für die "Waterways" habe, kann es eng werden. Speziell wenn einem die Strömung auf eine Brücke zutreibt und die Brücke öffnet nicht und der Motor schafft es nicht sich gegen die Strömung zu halten. Hier kann einem manchmal noch mehr als der Schweiß kommen, das könnt ihr mir glauben, wobei ich sicher nicht übertreibe. Noch vor der ersten Brücke kommt uns ein „Schleppverband“ entgegen, ein Boot vorne und ein Boot hinten, die ein ca. 40 Meter lange Motoryacht gegen die Strömung halten. Es ist in den nun sehr engen Kurven ein großes Problem sie überhaupt um die Windungen zu bekommen, ohne daß sie auf einer der relativ seichten Ufer aufläuft. Auch mir treibt es die Schweißperlen auf die Stirne, nicht nur weil meine Finger fürchterlich hämmern und schmerzen, und weil ich die Pinne so verkrampft halte, sondern weil es wirklich verdammt eng wird. Nur ich hätte auch keine Chance unsere „Key of life“ in der Strömung in den engen Kurven zu wenden, vor allem da noch zig kleine Motorboote, wie die Idioten auf und ab fahren und das nicht gerade langsam. Wir schaffen es zwar knapp, aber sicher an dem Schleppverband vorbei zu kommen. Über Kanal 9 rufe ich die erste Brücke an der „SE 3rd Avenue“ und "request an opening" und der Brückenwärter öffnet eigentlich recht flott, denn es warten auch schon ein paar andere Boote auf die Durchfahrt Wir bringen zwei starke Festmacher an die großen Klampen[iii] an der betonierten Ufermauer an und zwei Springleinen am Dock. Leider sehe ich bereits nach ein paar Stunden, wie am Heckfestmacher die Ameisen entlang wandern und sich auf unser Boot einsiedeln wollen. Diese Idee finde ich gar nicht gut, denn die meisten Ameisenarten die es in Florida gibt sind Termiten. Carol Anne hat genug mit ihnen in ihrem Holzhaus zu kämpfen. Da unsere Aufbauten ja auch aus Holz sind, sowie die ScheuerleisteI[iv] möchte ich eigentlich keine Ameisen an Bord haben, schon gar nicht Termiten. Ich sprühe den Festmacher sofort mit Insektenspray ein, eigentlich habe ich die meisten dabei gleich ertränkt und nicht vergiftet, allerdings wird sich das Gift auch nicht lange halten und beim nächsten stärkeren Regen wieder ausgewaschen sein. Wie recht ich damit hatte, zeigte sich als wir zurück kamen und monatelang mit der Bekämpfung der Ameisen beschäftigt waren. Besuch in ÖsterreichMittwoch 30. Oktober 2002 Der Tag unseres Abfluges, wir waren bereits um 0700 auf. Die Nacht war wieder sehr schwül gewesen mit keinem Wind. Meine Finger schmerzten nach wie vor noch sehr stark und wir hatten um 0900 Uhr bereits 27° mit leichtem Südwind bei 1014 hPc und viertel bewölkt. Am Boot war soweit alles klar, die Wassertanks waren voll bis obenhin, damit so wenig Luft wie möglich in den Tanks war und sich nicht so leicht Algen bilden können, aber wir hatten natürlich sowieso Bakterienschutz und Entkeimungsmittel in die Tanks gegeben. Wir hatten alles fertig gepackt und nahmen schweren Herzens Abschied von unserer „Key of life“, obwohl wir uns natürlich auch darauf freuten unsere Freunde und Verwandten wieder zu sehen. Georg kam pünktlich um 1330 und brachte uns zum Flughafen, er versprach uns auch „ein Auge“ auf unseren „Stein“ zu werfen, und Carol Anne hatte seine Telefonnummer falls irgend was los war. Unser Flug ging pünktlich ab und auch nach tagelangen Lüften und den verschiedensten Sprays konnte man an unseren Ledersachen noch die lange Lagerungszeit im Boot riechen! Wir landeten sogar um 40 Minuten früher im kalten Zürich und pünktlich in Wien bei 8° Temperatur. Unsere Freunde, Schluchz und Pipa, sowie Michaela und Martin holten uns ab und hatten sogar zwei warme Wintermäntel für uns mitgebracht. [1] FI SCHALTER, Fehlerstrom Schutzschalter, der sofort abschaltet, wenn Strom gegen die Erdung fließt, in Österreich bereits in jedem Haushalt Vorschrift. [i] FLYBRIDGE: Der obere, meistens zweite Steuerstand einer Motoryacht, der im freien ist und meistens nur mit einer Bimini von der Sonne geschützt ist. Aber auf großen Yachten auch mit fix montierten Dach und Aufbauten vor Wind und Wetter geschützt ist. [ii] SICHERHEITSGURT: Ein kombinierter Brust-Hüft-Schritt-Gurt, in einem Spezialschloß zusammenlaufend, an dem die Sorgeleine (mit 2 Karabinerhaken auf halber und voller Länge) befestigt ist. Der S. dient zur Sicherung bei Decksarbeiten. Auf einem Seekreuzer gehört ein S. zur Sicherheitsausrüstung jedes Besatzungsmitgliedes. [iii] KLAMPE: Fest geschraubter oder verbolzter Beschlag zum Belegen von Tauwerk aus unterschiedlichen Material (Metall, Kunststoff, Holz) unterschiedlicher Form und vielfältiger Konstruktion. Eine K. ist immer für waagerechten Zug ausgelegt und kann wahlweise an Deck, am Mast, an anderen Plätzen und in anderen Ebenen montiert werden mit der einzigen Bedingung, daß die Laufrichtung des Seiles in der gleichen Ebene wie die K. liegt. [iv] SCHEUERLEISTE: Um das Boot in Deckshöhe umlaufende Holz oder Gummileiste zum Schutz der Außenhaut gegen Schamfilen oder zur Aufnahme von Stößen beim Anlegen oder Längsseit liegen. |
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