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 „Gabrielas Eindrücke“

 

2001 / 2004 / 2007

 

Gabrielas Eindrücke von Kuba, Hurrikans und Regatta!

 

Nach fast 6 Wochen Kuba sind wir wieder in den USA nach anstrengender aber guter Überfahrt gelandet! Mit gemischten Gefühlen. Eigentlich wäre ich lieber länger in Kuba geblieben, aber aus mehreren Gründen haben wir uns für die Umkehr entschieden. Zum Einen weil wir wieder einmal zuviel Tiefgang haben und wir dadurch vieles für uns unerreichbar war, weiters dadurch daß wir nur 25PS haben sind manche Strömungen für uns schon sehr unangenehm und z.B. die Hafeneinfahrt nach Varadero in die Marina nur bei halbwegs guten Bedingungen zu meistern, da sie sehr eng ist und wenn der Schwell vom offenen Meer reinsteht, dann sind wir sehr hilflos den harten Felsen und Damm ausgeliefert. Der andere entscheidende Grund war natürlich wieder einmal das liebe Geld! Wir haben keine Möglichkeit entdeckt, wie wir dort unser Budget aufbessern könnten. Selbst die eigenen Leute verdienen z.B. im Monat 260,-Pesos = 13$US laut Auskunft von einen der Zöllner die unser Boot 3,5 Stunden lang durchsucht haben, sogar mit Hund! Ja das war eine der negativen Erlebnisse in Kuba. Ich habe es als Eingriff in meine persönliche privat Sphäre empfunden, gewissermaßen als kurzeitige Enteignung. Obwohl sie alle die Schuhe auszogen und frischgewaschene Overalls trugen, mag ich es nicht wenn fremde Männer in unserem Bett herumwühlen und alles durchsuchen. Und wo ich meine Schmutzwäsche hinräume, ist auch egal, da sie ohnehin überall reinschauen. Somit war ich nicht gerade die Freundlichkeit in Person obwohl die Ärmsten nur ihren Job machen und der sogar noch so schlecht bezahlt wird. Das ist gleich der nächste negative Punkt. Sie haben zwei Bezahlungssysteme, eines für Touristen und ihr eigenes. Und nur weil man Ausländer ist gleich das 20igfache und mehr zu bezahlen finde ich auch nicht korrekt. Z.B. kostet ein Liter Milch 1,60.-$US!

Und da ich jetzt schon bei allem Negativen bin, noch das Letzte was uns sehr gestört hat, wir durften mit dem Dingi nicht überall an Land. So auch nicht ins Touristenzentrum nach Varadero, aber wenn man mit dem Boot in der Marina liegt, dann darf man zu Fuß oder mit dem Taxi schon dort hin!

Wir waren aber zu Beginn einmal, da offiziell unwissend, schon mit dem Dingi dort an Land. Nachdem haben wir Dingi und Außenborder wieder am Boot verstaut und haben Kaffee getrunken. Ein total rostiges Motorboot näherte sich langsam - kubanische Küstenwache! Zwei Mann springen zu uns an Bord und fragen in gebrochenen Englisch: You was mit the dingi on land? Erich antwortet wahrheitsgetreu, obwohl alle Spuren beseitigt sind mit ja! Es ist verboten mit dem Dingi an Land zu fahren! Zu Ihrer eigenen Sicherheit!

Wir schauen ganz schuldbewußt und zerknirscht, da wir ja eines ihrer Verbote übertreten haben und Einsatzkommando von zwei weiß Uniformierten und drei grün Uniformierten verlassen wieder den Tatort.

Ja mein Kapitän ist ein schlimmer Finger. Erlaubt sich einfach ein Gesetz zu ignorieren, das Sonderbare daran wir gingen straffrei aus und es steht auch nirgendwo geschrieben, daß es verboten ist. Wie das mit der "zu ihrer eigenen Sicherheit" zu verstehen ist, bleibt auch ein offenes Rätsel. Ob es wirklich so ungesund ist in einen ihrer heimischen Restaurants zu essen? Aber abgesehen davon ist es ein sehr, sehr schönes Land mit sehr, sehr freundlichen und großteils sehr schönen Leuten.

Weiße Sandstrände, Palmen, türkises Wasser, tropische Unterwasserwelt, Riffe, Korallen. Ein Fischer hat uns sogar einen Fisch geschenkt, da wir ganz interessiert einen am Strand verendeten Fisch betrachtet haben und hat uns in seinem Boot drei noch lebende 2-3m große Haie gezeigt, die er in seinem Boot gefangen gehalten hat. Bootsrumpf ist an dieser Stelle mit Schlitzen versehen und so schwimmen sie im Meerwasser und bleiben frisch ohne Eis. Auf unseren Ankerliegeplätzen waren wir überall alleine, nur die Katamarane sind jeden Tag zur selben Urzeit mit mindestens 30Personen pro Kat an uns vorbeigefahren. Es ist alles abgestimmt auf Massentourismus, große Hotelanlagen, wo alles inkludiert ist und wo alle Touristen leicht zu kontrollieren sind. Busweise werden sie zu den Booten gebracht und wieder zurück zu den Hotels.

Erich haben sie vor unserer Abfahrt wiederholt gefragt, wieviel Bekanntschaften wir gemacht haben. Da wir aber nicht an Land durften, war es ohnehin nicht möglich Kontakte zu knüpfen. Unsere Ausflüge an Land waren auch nur sehr kurz, da daß billigste Leihauto inkl. Treibstoff 80.-$US kostet und es somit nur in Verbindung mit dem Abholen und Zurückbringen unserer Crew zum Flughafen in Havanna verbunden war. Havanna WAR eine wundervolle Stadt. Kolonialprunkbauten, großzügig angelegte mehrspurige Straßen mit Palmenalleen und eine kilometerlange Strandpromenade. Man kann sich leicht das rauschende pulsierende Leben der Vergangenheit vorstellen. Erich sagte, es war das Paris der Karibik und diesen Namen trägt es zu recht. Nur es heute zu sehen tut weh, da die Hochblüte dieser Städte längst vorbei ist und all diese Schönheit und Pracht verlorengeht, alles verfällt und ist teilweise sicher nicht mehr wiederherzustellen. Armut ist überall zu sehen. Und Schuld daran ist das Embargo!?, so zumindest die offizielle Erklärung. Hier in Kuba habe ich die längste Revolution meines Lebens kennen gelernt, seit 40 Jahren ist das einzige Thema die Revolution! Kubanisches Fernsehen ist einerseits verglichen mit amerikanischen ein Labsal, keine Werbung und Filme ohne Unterbrechung. Fidel Castro spricht relativ oft zu seinem Volk. Wenn es eine der weniger wichtigen Reden war hatte ich den Eindruck, daß er entweder betrunken oder senil ist. Leider kann ich nicht spanisch somit konnte ich nur seine Mimik und Gestik beobachten und nicht seinen Worten folgen. Es war aber immer wieder von Revolution die Rede. Schulbildung und Krankenversorgung sind frei, es gibt gute Universitäten und auch viel Kunst. Viel klassische Musik gehört und auf keinen der mir bekannten Touristenmärkte habe ich so viele, teilweise von guten Malern, die ihr Handwerk verstehen, Bilder gesehen.

Wir haben nur einen Bruchteil von Kuba gesehen, auch wenn das Land arm ist braucht man leider viel Geld es kennen zu lernen. Für mich war es vielleicht gut so, es tut immer weh soviel Not und Armut zu sehen und nicht helfen zu können und ich komme mir dann ziemlich schlecht vor, da ich bis jetzt das Glück hatte niemals ernsthaft Hunger leiden zu müssen und es mir bis jetzt noch nie wirklich an etwas gemangelt hatte (abgesehen von Baren)!

Erlebnisse in Kuba!

Ein Tag in Kuba. Es ist Sonntag und unsere erste Crew müßte theoretisch schon lange in Madrid sein. Noch haben wir das Leihauto und müssen uns sehr schnell entscheiden, was wir tun wollen, da unser Aufenthaltsgenehmigung in 4 Tagen aus ist. Ein Monat war schnell vorbei. Wir entscheiden uns doch in den sauren Apfel zu beißen und um eine Verlängerung anzusuchen, d.h. je 25.-$US pro Kopf und Nase. Bei Tanja in der Marinarezeption liegen die Marken auf und in Varadero Galle 57 ist das Immigrationsgebäude. Erich fragt Tanja noch, ob das Visum für Journalisten billiger wäre und sie telefoniert mit zugehöriger Stelle und findet heraus, daß das nur geht, wenn ein offizieller Vertrag von öffentlicher Stelle vorliegt. Für private Schreiberlinge keine Privilegien. Wir laufen zum Auto, da wir erstens schon spät für die Autorückgabe dran sind und zweitens wollen wir ja noch aus der Marina raus, sonst würde es weitere 20.-$US kosten. Aus diesem Grund beschließen wir, daß ich mit Pässen, Geld und Marken bei Galle 57 rausspringe, Erich den Wagen zurückbringt und wir einander dann auf der Hauptstraße treffen, wenn ich zurückkomme und er mir entgegen geht. So können wir Zeit sparen und ich brauch nicht zweimal die ganze Strecke laufen. Ich springe aus dem Auto raus und Erich braust davon. Ich stehe auf einem großen leeren Parkplatz. Vor mir eine offene Türe aber das sieht eher wie eine Polizeistation aus mit dem runden Zeichen an der Tür. Ha, aber da steht irgend etwas von Immigration und wo gehts hinein? Alles eingezäunt, aber da eine Gartentür, zu?! Nein läßt sich eh öffnen. Kein Mensch weit und breit, sehr verdächtig. Ich komme näher, auf eine Terrasse mit Tischen und Stühlen, dahinter sehe ich alles verriegelt und verrammelt. Klopf, klopf, hola und noch einmal etwas lauter hola (die drehen nämlich alles um und können nicht hallo sagen sondern sagen hola!) Ah, ein Schild da steht: bla, bla von lunes - viernes. Sehr gut, freut mich, daß das Wörterbuch am Boot liegt. Mein verstaubtes französisch  sagt mir, es könnte Montag bis Freitag heißen. Versuche bei der Gelegenheit die Wochentage in französisch zusammen zu bringen und ärgere mich über mich selbst.

"Gut" das heute Sonntag ist, aber Tanja hat ja vorhin mit irgend jemanden von hier telefoniert. Ich rüttle nochmals an der Tür, aber vergeblich. Ich gehe ums Eck zu dieser Wachstube. Hola! Nichts ich schaue rein, niemand da, ein Schreibtisch mit Computer, ich gehe weiter, ein Raum mit zwei Stockbetten und auch niemand da, ich komme bei einer anderen Tür wieder raus, und sehe eine weitere offene Gartentür. So jetzt bin ich endlich an der Hinterseite des Gebäudes. Noch einmal ums Eck und endlich finde ich jemanden. Ein junger uniformierter Kubaner und ich gehe ihm freudestrahlend entgegen und sage: Visa. Si, si und er begleitet mich in einen finsteren mit Marmor verkleideten Wänden, hohen Raum, wo wieder ein Schreibtisch steht mit einem Telefon, wo der Hörer daneben liegt. Er bittet mich Platz zu nehmen, nimmt den Hörer auf und spricht relativ lang. Ich habe genug Zeit meine Umgebung zu studieren. Grauer Marmor und rosafarbene Wände passen ganz gut zusammen, aber die Farbspritzer vom letzten Ausmalen hätten sie schon entfernen können, dabei kommen die nächsten Wasserflecken schon wieder. Die Luftfeuchtigkeit ist hier schon sehr hoch. Ha, sieh mal einer an, auch da laufen Kakerlaken umher. Hinter mir ist noch ein Gang, wo eine Tür halb offen ist. Dürfte das WC sein, sieht aber nicht sehr einladend aus. Endlich, er legt den Hörer auf und beginnt mir auf spanisch etwas zu erklären. Ich stottere: Sorry, no hablar espanol. Aber ich verstehe dann, daß er mir sagen wollte, daß geschlossen ist und er gerade beim Essen ist. Er öffnet mir die sehr hohe Holztür und führt mich auf die Terrasse mit den  zwei Tischen und Stühlen, wo ich schon am Anfang war und vor verschlossener Tür stand. O.K soweit habe ich ja schon gewonnen, nur noch ein bischen warten. Es dauert gar nicht so lange, bis mein "interior asunto" (steht auf Uniformschild) wieder zurück kommt. Jetzt werde ich hoffentlich bald meinen Stempel auf die Verlängerung bekommen und alles erledigt haben, so dachte ich zumindest. Er fing an alle Nummern und Namen von den Pässen abzuschreiben in eine lange Liste. Dann noch der Bootsname und wo das Boot jetzt steht und dann bereitet er zwei Zettel, Stempel und Stempelkissen vor und verschwand wieder. Er kam mit einer Ameise oder Termite (ich kann sie immer noch nicht unterscheiden) auf seiner Uniform und noch einen Stempel wieder. In der Zwischenzeit ist auch Erich wieder da. Erich hat alle Papierarbeit mit der Autoverleihfirma erledigt und ist ca. zwei Kilometer bis zu mir gegangen um bei der Vollendung der Visaverlängerung dabei zu sein. Mein junger Beamter ist dann noch einmal in den Nebenraum verschwunden um ein Fläschchen mit Kleber zu holen. Und jetzt kommt die Szene, die man wirklich verfilmen könnte. Die Stempelmarken, die wir bei Tanja gekauft hatten und die 25$ ausmachten bestehen aus 5 Marken im Wert von je 5$ und keine dieser Marken hatte eine Gummierung!!!! Der eine Zettel wo "prorroga"(Verlängerung) draufstand, hatte aber erstaunlicherweise sogar eine Gummierung. Auf diesen Zettel und auf unser altes Visum mußte dieser arme Mensch nun diese winzigen Marken zuerst mit Kleber benetzen und dann dort reinkleben. Ich glaube es dauerte mindestens eine viertel Stunde bis diese mühsame Arbeit erledigt war. Und hier wäre nun die Szene für Mr. Bean gewesen. Unser Beamter hatte sichtlich schon Übung in dieser Tätigkeit, er trug einen Tropfen auf eine Marke auf, klebte eine zweite auf die erste und hatte somit gleich zwei Marken voll Klebstoff. Natürlich kam aus dem Fläschchen nicht gleich die zähe Flüssigkeit raus und er mußte schütteln und drücken bis sein Projekt Erfolg hatte. Erich und ich sind auf der anderen Seite vom Schreibtisch gesessen und haben seine Handbewegungen genau verfolgt, mit riesigen Augen nehme ich an. In Erichs Gedanken hatte er uns am Ende sicher die Reisepässe zusammengeklebt und in meinen hatte er an jedem Finger eine Marke und sie blieben überall kleben nur dort nicht, wo sie hin sollten. Doch nichts dergleichen geschah. Nachdem er die Marken so sorgfältig geklebt hatte, entwertete er sie auch eben so sorgfältig, fälschungssicher mit zwei Strichen pro Marke und Unterschrift und natürlich mit Stempel. Also diese Marken kann man sicher nirgendwo anders mehr verwenden, abgesehen davon, daß man sie nie wieder ablösen hätte können. (Leider mußten wir dieses Meisterstück beim Verlassen von Kuba zurückgeben und die Zeit die wir nicht genutzt haben von unserer Aufenthaltsgenehmigung ist somit verfallen.)

Unvorstellbar wenn viele Personen gleichzeitig um diese Verlängerung ansuchen würden. Nachdem wir endlich unsere Pässen wieder heil zurück hatten, sind wir mit unserer normalen Gehgeschwindigkeit (bei einer anderen Gelegenheit ist ein Radfahrer bei unserem Gehtempo ein ganzes Stück neben uns gefahren und hat mit uns geplaudert) zurück geeilt, haben noch schnell alles notwendige erledigt und haben die Marina verlassen. Für unsere 23 SM die wir bis zu unserer Ankerbucht haben, hatten wir an diesen Tag 7 Std gebraucht und kamen in die Dunkelheit. Bei unseren Einfahrtskanal, Buba Kanal, waren alle Leuchtfeuer in Funktion und somit hatte Erich keine Problem unser Plätzchen auch in der Nacht zu finden. Ein Tag in Kuba ging zu Ende.

 "Hurrikan aus Gabrielas Sicht"

Ich dachte mir, vielleicht seid Ihr interessiert daran, wie ich meinen ersten großen Hurrican erlebt habe.

Wir liegen jetzt in George Town. Another day in paradise, wie sie hier sagen. Ich war heute im kristallklaren Wasser mit den Delphinen schwimmen. Ich weiß nicht, wer mehr Angst von uns gehabt hat. So haben wir großen Respektabstand von einander gehabt. Aber als ich aus dem Wasser draußen war sind sie ganz nahe gekommen und haben mich mit ihren großen Augen betrachten. Vielleicht kommen wir uns das nächste Mal näher.

Gestern ist ein Freund, Norman, mit drei frisch gefangenen Hummer vorbei gekommen und wir haben unsere Hurricanerlebnisse ausgetauscht.

Unser Paradies, es ist ja wirklich ein Traum, vorallem da wir fast überall alleine sind. Aber alles hat seinen Preis, nicht nur in Dollar, sondern auch in Nerven.

Wir sind noch immer gejagt, immer am Sprung sich irgendwo zu verstecken. Jeden Tag Wetter abhören, damit wir nichts übersehen. Seit zwei Tagen donnert hoher Schwell gegen die äußeren Inseln, die unseren Hafen sicher machen. Wir können die Gischt Meterhoch über den Inseln aufspritzen sehen. Angesagt haben sie 3-5Meter Wellen in unserer Gegend und die kommen von Jeanne. Sie ist zwar schon nördlich von uns, dreht aber gerade um und könnte wieder eine Gefahr für uns darstellen. Zwei Tage haben wir uns schon versteckt vor ihr. Dann hat sie beschlossen doch weiter im Osten zu sein und uns zu verschonen, dieses Mal, aber die Marina mussten wir trotzdem bezahlen. Die halbe Truppe von den Frances Survivors hat sich zum zweiten Mal in der Marina Sampson Cay in den Exumas, zusammen gefunden.

Interessante Weise wurde mein Hurricanerlebnis zu einem Gruppenerlebnis und ich möchte die anderen kurz zu Beginn nennen, damit ich sie dann, wenn sich die Ereignisse überrollen einfach beim Namen nennen kann.

Hurrican Frances, Mitwirkende in Sampson Cay

Marina Staff: Leitender: Wilson, dann noch Jacky und Pavlo

alle anderen haben noch bevor wir in die Marina gegangen sind die Insel verlassen. (Dabei kannten sie Erich noch gar nicht.)

Auf unseren Steg auf unserer Seite von außen nach innen:

SY "Hello"(36Fuß): Überstellungs Törn mit Skipper Floyd, 24Jahre Süd Africaner fürchterlichen Slang unser "Cowboy" und Crew Toni, 40 Jahre unser Venezuelanischer Schwede. Der erste Schwede mit dunklem Haar und braunen Augen, den wir kennen. Am Weg nach Hause nach Venezuela zu seiner jungen Frau und seiner zwei jährigen Tocher

20 Fuß Katamaran Motorboot ohne Besatzung

SY "Our Tern" (38 Fuß) mit Dan (71 Jahre ) und Karen auf ihrer letzten Fahrt. Sie wollen sich seßhaft machen in Texas auf einer Ranch mit vielen Tieren darunter zwei Appacos. Sie sind 46 Jahre verheiratet und genauso alt ist ihr Boot. Leben seit über zwanzig Jahren am Boot. Amerikaner. Zwei Kinder, vier Enkerln, jüngstes erst ein paar Monate.

SY "Key of Life" (Stein)

Auf unseren Steg auf der anderen Seite:

MY "La Panama" (30Fuß) mit Dawn und Ex-Ehemann Jerry, unnötige Amerikaner

Am ersten Steg, vis a vis von uns von außen nach innen:

MY mindestens 45 Fuß mit Marthi und Karl, Amerikaner um die 60 Jahre, leben schon lange auf der Nachbarinsel Staniel Cay. Haben das Motorboot von ihrem Sohn in Sicherheit gebracht. Sie hat einen Roman verlegt und ein Kinderbuch, vermieten Apartements in Staniel Cay. (Ich glaube, wir werden der Stoff für ihr nächstes Buch)

SY "24 Karat" (38 Fuß) mit Charly (62 Jahre, Diabetiker) mit einem befreundeten Päarchen die einen Tag bevor Frances kommt ausgeflogen werden.

SY "Grace" (40 Fuß) mit Jack (61 Jahre) und Sue (44) frisch verliebt, ein Jahr zusammen, Sue das erste Mal auf einem Segelboot ein Monat unterwegs in Richtung Jamaika, ein ulkiges Päarchen, Jack schlimm von Arthritis gezeichnet

Weiters lagen noch mehrere 7-8 Meter Motorboote, die teilweise zur Marina gehörten und ein gößeres Motorboot (45Fuß)auf einem anderen Steg, deren Kapitän und Crew auch ausgeflogen sind.

Ich habe deshalb die ganze Gruppe beschrieben, denn irgendwann in den vielen Stunden des Wartens bin ich zu der erschreckenden Erkenntnis gekommen, daß von uns Bootern nur Erich und Loyd übrig geblieben sind, die im Ernstfall wirklich Einsatzfähig gewesen wären. Toni, der prinzipiell ein angenehmer Zeitgenosse war, und jung und kräftig, ist in der Nacht des Hurricans wegen Trunkenheit ausgefallen.

Es ist schwer das ganze Scenario so richtig einzufangen, denn so ein Hurrican ist keine schnelle Sache, wir waren schon eine Woche vorher damit beschäftigt und die Zeit davor ist die Schlimmste.

Ich springe jetzt ein paar Tage zurück, viele Entscheidungen früher.

Wir liegen in Black Point 12sm südlicher von Sampson Cay und es wird uns das erste Mal so wirklich klar, daß wir einen Hurrcianplan brauchen. Erich spricht am SSB noch am morgen mit unseren deutschen Freunden von "Lalubi" Rainer und Renate. Sie waren am Weg in die Domenikanische Republik, wo eines der sichersten Hurrican Holes ist, Luperon. Trotzdem ist Jeanne genau darüber hinweg gegangen und unser Wettermann vom Funk "Chris" hat es als ganz besonderes Ereignis beschrieben, was die ca 90 Boote dort erleben können. Drei oder vier Minuten totale Windstille und dann bläst der Wind genau von der anderen Richtung. So soll es sein, wenn man genau im Auge des Hurricans ist. Die Begeisterung über diese Tatsache blieb aber sicherlich nur auf Seiten des Wettermannes, in Luperon hat sich sicher niemand so total darüber gefreut. So etwas kann im wahrsten Sinne des Wortes zu einem "einmaligen" Erlebnis werden.

Also Rainer und Renate haben es ohnehin nicht nach Luperon geschafft, da Wind und Strömung zu stark waren und dann hat sich eben Frances entwickelt und sie wollten ihr sicher nicht entgegen fahren. Somit haben sie es zurück nach George Town geschafft und haben ihr Boot raus heben lassen und sind nach Ft. Lauderdale geflogen. Die letzten Gespräche mit Rainer über Funk waren wirklich nicht sehr aufbauend. Sie haben zwar alles so sicher wie möglich gemacht, aber sie konnten nicht wissen, ob sie ihr Boot im Ganzen wieder sehen. "Lalubi" hat es heil überstanden und steht noch immer in der Marina, wo wir auch unser Boot raus heben lassen wollen. Rainer meinte, wenn er wirkliches Pech hat, dann verliert er sein Boot und sein Haus, da Ft. Lauderdale auch im Gefahrenbereich von Frances lag. Er meinte aber, er werde seine Familie (Renate und Hunde) und sich ins Auto setzen und rechtzeitig von dort weg fahren. Erich fragte schon zu diesem Zeitpunkt, ob ich bei ihnen bleiben könnte. Sie hätten für mich auch noch Platz gefunden. Aber ich habe mich gewehrt. Ich kann doch unser Boot und Erich in der schwersten Stunde nicht verlassen.

Weiters haben wir Funkkontakt mit "Walkabout", mit Norman gehabt. Er fragte, ob Rainer "Lalubi" mit Erdhaken nieder binden wird. Tatsächlich haben sie zusätzliche Blöcke gegeben, als Schutz gegen Frances, aber Sicherheit war das keine.

Marthi und Karl haben ihre kleineren Motorboote wirklich mit Erdhaken nieder gebunden. Sie sagten Hurrican Michele hat ihnen schon einmal die kleinen Boote genommen, dieses mal gelingt es Frances nicht so leicht.

Norman sagte uns, es gäbe da noch Möglichkeiten etwas weiter südlich eine Marina die noch im Bau ist, oder weiter nördlich in Eleuthra gibt es Kanäle mit Mangroven. Er selbst hat sich für eine Marina auf Long Island entschieden, wo er schon einmal einen Hurrican heil überstanden hat. Später hat sich dann gezeigt, daß Frances näher zu Long Island war, als zu Georgetown und Eleuthra einen Direkthit bekommen hat. Aber jeder muß in so einem Fall immer die Entscheidung für sich selbst treffen. Natürlich war es verlockend in die Baustelle zu gehen, die hätte uns nichts gekostet, aber ist es nicht am falschen Platz sparen, wenn einem ungesicherte Dinge um die Ohren fliegen? Auf alle Fälle ist Erich in dieser Zeit wie ein schwangerer Kater auf und ab gegangen. Ich war natürlich immer noch in der Hoffnung, daß Frances sich auflöst oder einen Osttörn macht, aber mit jeden Tag sind diese Hoffnungen kleiner geworden. Und dann kamen auch schon die offiziellen Warnungen: Südost Bahamas unter Hurrican Warning (Hurricane warning means that hurricane conditiona are expected within the warning area within the next 24 hours. Preparations to protect life and property should be rushed to completion): all vessels seek shelter. Nächste Warnung war dann: all vessels stay in safe harbour. Zu diesem Zeitpunkt waren wir dann auch schon im sicheren Hafen. Das Problem ist nur, daß man nicht wirklich wissen kann, ob er sicher ist. Es sind so viele Faktoren ausschlaggebend, die niemand voraus sagen kann. Es ist ein Unterschied, ob man Wind mit 80-100kn zu überstehen hat, oder 155kn. Und was ist mit dem Schwell. Für unsere Region haben sie uns 6Meter angesagt. Wir haben mit Wilson gesprochen und er hat uns gesagt, er selbst habe schon 100 kn in dieser neuen Marina erlebt und das Wasser kam kaum über die Stege. Ja aber was ist, wenn es dieses mal höher kommt?

Und es war tagelang nicht klar, welche Zugrichtung Frances einnehmen wird. Geht sie unter uns vorbei, im Old Bahama Channel, dann sind wir im bösen Viertel, oder wird sie raus in den Atlantik gehen. Wie Erich dann entschlossen hat, sich in die Marina zu legen, war die Voraussage genau über uns. Dann hat sie auch noch ihre Geschwindigkeit verlangsamt. Das bedeutet noch länger zu warten und in diesen Phasen kann sie auch noch stärker werden, was sie auch tat und zu Kategorie 4 wurde. Ja und dann war auch noch das eindrucksvolle Erlebnis: wir liegen vor der Marina und warten noch ab, das Wetter ist noch gut und auch Wilson sagt, ihr habt noch einen Tag Zeit es genügt wenn wir morgen rein kommen. Wir haben uns alles mit dem Dingi angesehen und haben mit Wilson alles so weit besprochen und er ist wirklich sehr entgegen kommend. Also wir sitzen im Boot, ungewöhnlich viel Luftverkehr, alle werden ausgeflogen. Erich kurbelt am Funkgerät und bekommt "Herb" ein kanadischer Wetterfrosch, der seinen Job schon lang und gut macht, rein. Zufällig spricht gerade Norman mit ihm und sagt ihm, daß er in Long Island ist. Herb gerät fast in Panik und sagt ihm "RUN!!!!!!!" Go to Cuba! Don´t stay where you are, you have two days more, go to Cuba! "Super Neuigkeiten" Wir sind gerade einmal 60 sm von ihm entfernt, d.h. für uns gilt das selbe Scenario. Theoretisch könnte Norman es noch schaffen, er hat einen Katamaran und ist schnell, wir brauchen an so etwas nicht einmal denken. Wir waren wirklich ziemlich geknickt. Erich wiederholt wieder, ich soll ausfliegen. Ich bleibe hartnäckig, ich bleibe. Ich sage immer wieder, wenn für mich Lebensgefahr besteht, dann besteht sie auch für dich, dann ist es besser wir fliegen beide und lassen unser Boot auch alleine. Am VHF hören wir ständig wie noch Plätze in den kleinen Maschinen vergeben werden, auf der Nachbarinsel Staniel Cay ist ein kleiner Flughafen. Erich ruft über Funk die Marina, ob es so etwas wie Hurricane shelters auf der Insel gibt. Jacky versteht zuerst nicht, meint aber wir werden es nicht brauchen. Ja sie hat auch nicht "Herb" gehört. Unsere Nerven sind ziemlich angespannt. Ich warte, daß bei mir wieder einige Pusteln aufbrechen, aber nichts geschieht. Ich warne Erich, er soll nicht beunruhigt sein, aber ich habe einfach starken Gusto nach Baldrian Tee, aber es geht mir gut.

Wir belagern förmlich die Marina, damit wir sehen können wieviel Boote rein fahren, damit wir auch noch Platz haben, aber die Marina ist fast leer, nur "Grace" ist schon drinnen. Eine Bucht weiter sehen wir einen Mast, ein Feind, kann uns unseren Platz nehmen, aber wir sind schneller von unserer Position aus. In der Nacht fährt ein Segelboot an uns vorbei und zielstrebig in die Marina rein. Erich meint, daß können nur Einheimische sein, die sich auskennen. Es war "Hello", sie kannten sich nicht aus, meinten aber mit Mondlicht war es hell genug und kein Problem. Wir müssen auf Hochwasser und wenn das Wasser kippt warten, damit wir keine Strömung haben, daß wir überhaupt dort rein kommen. Genau zu diesem Zeitpunkt, am nächsten Vormittag, regnet es natürlich. Der Rest des Tages war mit blauem Himmel und Sonnenschein. Murphy schaut auf uns. Ich war etwas nervös, in dieser engen Marina, aber Anlegemanöver hat geklappt, abgesehen davon, daß ich Wilson mit dem Seil fast erschlagen habe. Wir haben unseren Platz, den Erich sowieso haben wollte. Jack, der ja schon ein paar Tage vorher in der Marina lag, erzählt Erich seine Ideen, wie er die Seile verspannen will und wir könnten auch sein Dingi benützen um die Seile hin und her zu bringen, und daß wir Hand in Hand arbeiten werden. Alles kein Problem für uns.

Im Office bei der Anmeldung treffe ich dann Sue und sie fragt mich, wie es mir geht. Ich bringe nur recht und schlecht ein Lächeln zusammen, aber was soll man antworten, wenn man nicht weiß, ob man zwei Tage später sein zu Hause noch haben wird oder nicht, vom Leben ganz zu schweigen. Keep the fingers cross, wird schon schief gehen. Prepair for the worst, hope for the best. Ja das war das Motto dieser Tage.

Hinter uns legte sich dann auch schon bald Dan und Karen hin, Erich half bei den Leinen, selbstverständlich und fing gleich an Karen zu schelten, da die Leinen nicht am Boot belegt waren. Alles Käpitens schuld, er hat vorbereitet. Nach 20Jahren am Boot sollte so etwas nicht mehr passieren, aber da waren sicher auch schon die Nerven mit im Spiel. Dan machte sich aber nichts daraus und fing schon bald an herum zu gehen und Witze zu erzählen. Er erinnerte mich stark an meinen Onkel Fritz. Wir fanden heraus, daß sie auch Freunde von Rainer und Renate sind. Dans Mutter war Deutsche und er war ganz stolz ein paar Worte deutsch mit uns zu sprechen. Beide sehr liebenswert.

Trotzdem ein ganzer Haufen Boote nun in der Marina war, kam Loyd zu uns um sich Werkzeug auszuborgen. Natürlich konnten wir ihm aushelfen. Wir waren sicher das am besten ausgerüstete Boot. Und als Erich anfing hunderte Meter von Seilen auseinander zu legen, haben alle Augen gemacht. Soviel von so dicken Leinen hatte keiner. Und eine blieb uns sogar noch über. Die anderen mußten ihre Ankerseile verwenden um sich zu verspannen. Wir mußten unseren Anker nicht abschäkeln. Erich hat den ganzen Tag geknüpft. Aber auch alles was wir nicht unter Deck gebracht haben, hat er mit Seilen nieder gebunden. Kanister, Deckskiste, Dingi, Ruder, Aluleisten etc., etc. Ich wiederum habe alle anderen Sachen aufgebunden und unter Deck gebracht.

Jeder war beschäftigt und es war sogar eine gute Stimmung. Dan erzählte seine Witze, Jack kam mit seiner Bierflasche im Verhüterli (Hülle zum kalt halten) vorbei und auch Charly kam und stellte sich vor. So gehört es sich auch, alle sind zu uns gekommen, wir werden doch nicht von einem zum anderen rennen. Die Jungs haben uns dann auf ein Cola Rum eingeladen für die Leihgaben und der Tag ist schneller und schöner vergangen als die Tage zuvor. Das war Dienstag, für Donnerstag wurde Frances erwartet.

Am Abend hat Toni spontan eine Kiste Bier für alle spendiert (54Dollar) und wir hatten eine Hurrican Party. Ich konnte wieder lachen, vielleicht waren es aber auch nur die Nerven.

Es ist schon ein seltsames Gefühl, wenn man nur noch zwei Tage zum verplanen hat, alle Pläne über diese Zeitspanne hinaus waren zu diesem Zeitpunkt überflüssig. Der Jüngste in der Gruppe Loyd meinte, es ist ohnehin alles nur Geist. So in der Richtung, was hat man schon zu verlieren, du kommst aus Staub und du wirst wieder zu Staub. Deshalb haben wir gefeiert auf Teufel komm raus.

Am nächsten Tag gingen dann die Arbeiten weiter voran, bei manchen mit einem schweren Kopf. Bimini weg, Solarpanel weg, bis unsere Dicke ganz nackt war. Erich hat in seinen ganzen Jahren nur einmal ein Werkzeug versenkt, an diesem Tag ist ihm der Schraubenzieher, den Loyd rauf getaucht hat und ein Imbusschlüssel, den ich rauf getaucht habe, ins Wasser gefallen. Loyds Manöver war natürlich viel sportlicher, als meines, sofort Köpfler ins Wasser, ohne Maske und am Steg der einen halben Meter höher war wieder rauf gehandelt. Ich, Maske, Flossen, platsch und zurück zu unserer Badeleiter, da es schon dämmerte und die Nursesharkes in der Nähe waren. Ich war sehr schnell. Die anderen waren zwar auch noch im Wasser, da sie erst jetzt die Leinen hin und her schwammen, die Erich schon am Vortag alle angebracht hatte. Aber wir haben immer mit Regen gerechnet und haben soviel wie möglich am ersten Tag erledigt um nicht im Naßzeug arbeiten zu müssen. Na ja, jeder soll tun wie er glaubt, Erich hat sich zwar oftmals gewundert über die Aktionen der anderen, aber wir haben vor uns hingearbeitet ohne Kommentar.

Die anderen schmiedeten Pläne und nahmen sich Zimmer gemeinsam und es wurde immer deutlicher, dass sie alle ihre Boote verlassen wollen. Ich wollte bleiben. Ich wollte mich in meine Höhle vergraben und mich durch den Hurrican fressen, oder lesen oder schlafen mit Ohrstöpseln, damit ich nichts hören muss. Dieser abend verlauft ruhig, ohne Party, jeder ist etwas erschöpft und alle verschwinden schon zeitiger in ihren Booten. Um 2000 Uhr hören wir wieder Chris und er sagt uns wir sollen schon auf etwa 100-120kn Wind vorbereitet sein. Erich gibt diese Nachricht weiter, da wir die einzigen mit einem SSB-Funkgereät sind. Alle bedanken sich, obwohl ich sicher bin, daß sie es lieber nicht gehört hätten. Der Wetterbericht im Marinaoffice ist nicht so dramatisch wie die Meldungen von Chris. Obwohl wir bereits mitbekommen haben, daß Chris auch eher ein "Schönzeichner" ist. Doch Fakt ist Fakt.

Donnerstag morgens geht Wilson bei allen Booten vorbei und sagt uns, daß er das Clubhaus öffnen wird, für diejenigen, die sich kein Zimmer mieten wollen, aber trotzdem das Boot verlassen wollen. Ich sage noch immer, ich möchte bleiben. Alle tragen sie ihre Sachen zu ihren Zimmern oder ins Clubhaus. Nur Charly sagt auch er bleibt am Boot.

Dan sagt Erich wieder, wir sollen nichts machen, wobei wir uns nicht wohl fühlen. Er deutet an, ob es nicht doch besser wäre, das Boot zu verlassen. Das Boot kann man ersetzen, das Leben nicht. Wir haben keine Angst, daß unsere Dicke den Sturm nicht gut übersteht, denn sie ist mit Sicherheit das stärkste Boot von allen. Auch verspannt ist sie am besten, selbst Wilson bestätigt das Erich. Aber wer Erich kennt, hätte auch nichts anderes angenommen, wie Ihr ja wißt ist Erich da immer eher auf der vorsichtigen Seite und er hat ja auch schon genug Erfahrung gesammelt. Auch ich habe jede Menge Vertrauen in unser Schiff. Meine "Höhle"/Spitzkoje ist rundherum aus Beton mit 2x2 Eisenstangen die in einem Abstand von 30 cm gelegt sind. Für mich gleicht es einem Bunker. Sind die Häuser auch so sicher? Wilson beschreibt wie sie gebaut sind. Es wurde in den Stein, aus der die Insel besteht, hinein gegraben und dann Eisenverbindungen hergestellt und das Dach ist mit speziellen Hurricanehaken befestigt. Wie gesagt, ich habe zu unserem Boot ebensoviel vertrauen, aber.... Und jetzt kommen wieder die nicht vorhersehbaren Ungewissheiten ins Spiel. Was ist, wenn sich ein anderes Boot löst und auf uns drauf fällt. Wir haben derartige Bilder nach Hurricane Andrews in Dinner Key Marina in Miami gesehen. Oder was ist, wenn doch ein Dach geht und sich auf unsere Dicke setzt. Bei diesen Wirbelstürmen scheint die Schwerkraft, für kurze Zeit, nicht zu existieren.

Wie auch immer, wir müssen wieder einmal eine Entscheidung treffen und interessanter Weise war das für mich die Härteste. Denn wenn unser Boot einmal weg ist vom Steg und der Wind steht drauf, dann habe speziell ich keine Chance mehr an Land zu kommen. Und Erich muß unseren Stein in Position bringen bevor es noch anfängt richtig zu blasen. Die Zeit beginnt zu ticken. Charly hat sich entschlossen jetzt doch von Bord zu gehen. Wir wären die einzigen die am Boot bleiben würden. Wie schaut es dann am nächsten Tag aus. Sind wir dann die einzigen Idioten, oder die einzigen Klugen? Erich wird sehr unruhig. Er fragt mich, was sollen wir tun. Ich weiß es auch nicht. Meine Hände fangen an zu zittern. Mein Kopf ist leer.

Erich ist wieder draußen und sieht alle vorbei gehen. Sie ermutigen ihm, daß es keine Erniedrigung ist, sein Boot zu verlassen.

Ich bin unter Deck und beginne zu weinen. Ich versuche die Fassung zu bewahren, aber Erich entgehen meine Tränen nicht. "Was hast Du, daß kann ich jetzt wirklich nicht brauchen!". Das weiß ich selbst auch. Ich will Erich auch nicht zusätzlich belasten, aber kurz habe ich die Kontrolle verloren. Ich stelle mich auf die neue Situation ein und verabschiede mich geistig von unserem Schiff. O.K. wir haben beschlossen wir gehen auch an Land. Erich hilft mir vom Boot runter und wir schauen uns an, wie es im Clubhaus aussieht und verkünden, daß wir bei der Gruppe bleiben.

Zurück zum Boot, packen für eine Nacht? Schlafsäcke, eine zweite Garnitur trockene Sachen, Schwimmwesten, Sicherheitsgurt, Tauchermasken, denn ohne diese ist es unmöglich bei diesen Windstärken zu sehen und eine hunderter Packung Taschentücher! Erich packt alle wichtigen Dokumente zusammen und unser gesamtes Bargeld. Dann bringt er einen Wasserkanister ins Clubhaus. Die Jungs sagen uns, daß Medikamente bereits im Haus sind. Gut!

Ich bin alleine im Boot und bitte darum stark zu sein, wenn es da noch andere Mächte gibt, oder Schutzengel oder so. Ich suche noch ein paar Lebensmittel zusammen und Getränke. Diesbezüglich waren meine Leistungen eher schwach. Sue hat angekündigt sie wird Bohnen mit Speck für die ganze Mannschaft kochen und Karen hat Kuchen für alle gebacken und Toni hat später ein Goombay gekocht. Somit besteht keine Gefahr, daß wir verhungern werden, leider war alles nicht nach Erichs Geschmack - zu scharf und ich konnte nichts ändern, da unsere Dicke für mich unerreichbar war.

Als wir das Boot verließen war es gegen Mittag. Toni hilft mir runter und bringt unsere Koffer ins Clubhaus. Ich laufe auch ins Haus und der erste schwere Regen prasselt auf uns nieder. Erich ist das erste Mal gebadet, da er unser Schiffchen nun in die richtige Position bringen muß. Natürlich sind wir die einzigen, die auch mit 6Meter Hochwasser fertig werden würden, da Erich auch das einkalkuliert hat, da es vorausgesagt wurde.

Am Nachmittag kämpft sich sogar wieder die Sonne durch und obwohl der Wind schon stärker ist (4-5 Beaufort) gehen wir alle (einschließlich der Inselkatze) zum höchsten Haus auf der Insel und betrachten das Naturschauspiel. Die Wellen brechen bereits im Osten über die uns schützenden Felsen. Wir sehen die Gischt hoch aufspritzen. Wir wissen alle wie gefährlich das sein kann und sind froh nicht in der offenen See kämpfen zu müssen. Trotzdem strahlt diese "angry sea" eine Faszination aus, die uns alle fesselt. Der Wind soll dann nach Norden drehen, wo noch mehr Landmasse uns schützt. Dann nach Westen, von wo die höchsten Windgeschwindigkeiten kommen sollen und dann die Flut, die eigentlich am meisten zerstören kann. Nur wann wird das sein. Wir verfolgen alle die amerikanische Wetterstation, die wir im TV im Clubhaus sehen können. Später in der Nacht fällt der Fernseher natürlich aus und wir hängen nur noch am örtlichen Radiosender. Irgendwann sagen sie dort, daß schon in der Bibel steht, daß man sein Haus nicht auf Sand (Strand) bauen soll, sondern auf soliden Grund/Felsen. Für uns macht das durchaus Sinn.

Frances läßt sich Zeit. Wir wissen immer noch nicht, welchen Weg sie gehen wird.

Wilson hält uns auch am Laufenden und bringt uns die neuesten Meldungen mit Computerausdrucken über Internet.

Meine Verfassung hat sich wesentlich verbessert, seitdem wir mit den anderen sind. Die Zeit ist kurzweiliger und wir können eigentlich nichts anderes mehr machen, als abzuwarten. Ich habe meine Ruhe wieder gefunden.

Wir bemerken, wie einige immer mehr betrunken werden. Ich halte es nicht für einen guten Zeitpunkt sich zu betrinken. Wir wissen immer noch nicht, was uns in dieser Nacht bevor steht.

Wir essen gemeinsam, wir plaudern gemeinsam. Erich motzt über das viel zu scharfe Essen, ißt aber wenigstens doch eine kleine Portion. Es ist ihm ohnehin nicht wirklich nach Essen.

Immer wieder geht er kontrollieren, aber unsere "Dicke" bewegt sich nicht einmal sehr. Es wird dunkel.

Wilson kommt nochmals vorbei und sagt uns, daß er den Rolläden von dem einen Raum nicht traut, falls die gehen sollten, sollen wir nichts versuchen, sondern einfach in den anderen Raum gehen. Er braucht keine Helden.

Toni meint, er hat schon ordentlich Alkohol getrunken, er müsse vom Boot tiefgekühlte Hühnerstücke holen, damit er sie ansetzen kann für ein "Chickenstew" zum Frühstück. Keiner kann ihn davon abbringen. Er verschwindet in der Nacht und springt aufs Boot und zurück. Er schafft es, Erich und ich sind der Meinung es war ein unnötiges Risiko. (Obwohl mir sein Chickenstew am nächsten Morgen wirklich gemundet hat.)

Schon langsam wird es ruhig im Clubhaus. Sue und Jack, Karen und Dan, Marthi und Karl ziehen sich in ihre gemieteten Häuser zurück.

Erich macht seine Runde. Er sieht Jack wie er voll mit dem Kopf in einen Ast läuft, den der Wind gebrochen hat. Obwohl es sehr schmerzhaft gewesen sein muß, ist die Szene doch sehr Slapstick artig und beinhaltet eine gewisse Komik.

Gegen 2200 Uhr verschwindet auch Toni, mittlerweile voll betrunken und wie wir später von Loyd erfahren hat er sich auf "Hello" niedergelegt. Aber es sind ja alle erwachsene Leute, wie will man sie fest halten. Der Wind ist die ganze Zeit schon stark (um 60kn mit höheren Böen)

Charly legt sich auf seine Matratze, die er vom Boot mitgebracht hat. Dafür geht er nicht ein einziges Mal nachsehen, was sein Boot macht, da er keine Regenjacke mitgebracht hat. Erich versucht ihm die Matratze ab zu luchsen, aber keine Chance. Wir können sogar scherzen. (Somit können wir uns später nur auf ein sehr hartes Lager betten. Ich auf einen Tisch und Erich auf der Bank daneben.) Das Clubhaus ist verhältnismäßig sehr ruhig. Nur in den Morgenstunden spüren wir ein leichtes beben, als die See schon rein rollt.

Mittlerweile wissen wir schon, daß Frances sich entschlossen hat etwas weiter östlich von uns vorbei zu ziehen. Gegen Mitternacht kommt nochmals Wilson vorbei und sagt uns, daß er 80knt Wind gemessen hat.

Erich streckt immer wieder den Kopf raus und geht um die Ecke, damit er einen Blick auf unseren Stein werfen kann. Sie liegt da, wie ein Fels in der Brandung, in Gegensatz zu den anderen bewegt sie sich nicht viel. Erich kommt dagegen kaum gegen den Wind an. Ich bin immer heil froh, wenn er wieder im Haus ist.

Mit uns sind leider auch noch Dawn und Jerry. Nicht nur, daß sie betrunken sind, fangen sie auch noch zu streiten an. Sie verschwinden immer wieder in der Nacht und tauchen dann wieder auf. Irgendwann lockt Dawn mich zu ihr und fragt mich, ob ich sie umarmen kann und festhalten kann. Sie erklärt mir, daß sie solch eine Angst hat und fährt jedesmal zusammen wenn die Rolläden knallen. Ich versuche sie zu trösten und sage wir sind sicher und es wird alles gut gehen. Später verschwindet Jerry alleine in der Nacht und Dawn weint uns an, daß wir es nicht zu lassen dürfen, daß er draußen ist. Sie bringt Erich und Loyd soweit, daß sie raus gehen und nach Jerry sehen. Jerry schafft es auch mehrmals sich auszusperren. Deshalb läßt er dann die Tür offen und alles knallt und scheppert im Haus. Das Spiel geht die ganze Nacht so und wir sind von den beiden mehr genervt als von Frances. Gegen 3 Uhr morgens hat Loyd genug von dem und verschwindet auch auf "Hello". Der Hurrican ist weniger schlimm als die beiden Quälgeister. Irgendwann in den Morgenstunden verschwinden auch die beiden auf ihr Boot. Wir haben längst aufgehört uns um alle Sorgen zu machen.

Ich höre immer wieder, wie die Gischt gegen die Toilettenfenster schlägt und es auch alles naß in dem Naßraum.

Gegen 0600 Uhr habe ich starkes Verlangen nach den Geruch von frisch gekochtem Kaffee. Also suche ich in der Küche herum und finde alle Utensilien und versuche die Kaffeemaschine in Gang zu bringen. Wilson erscheint und meint wir sollen acht geben, damit wir keine nassen Füße bekommen. Er weiß nicht wie hoch das Wasser noch kommt. Bei einer Tür bildet sich bereits eine Lache. Ich lege unsere Sachen auf einen Tisch. Vor dem Clubhaus müssen wir bereits bis zu den Knien durchs Wasser waten. Die Wellen spritzen über die Bäume.

Toni ist wieder auferstanden und trommelt alle zusammen, es ist nur Erich da, da "Our Tern" gegen die Mole knallt. Erich kommt zurück gerannt und sagt mir, ich soll Wilson über Funk rufen, damit er auch zum Dock kommt. Sie bekommen das Boot nicht von der Mole weg. Somit läuft Erich zu den Häusern und fragt Dan, wo er seine Winchkurbel versteckt hat. Dan will es nicht verraten, da er selbst kommen muß. Alles dauert noch länger. Schließlich schaffen sie es das Boot doch frei zu bekommen, aber der Schaden ist bereits da. Der Rumpf und das Schanzkleid ist an der Seite leicht eingedrückt, die Schotleitschiene steht weg. Wahrscheinlich hat sich auch das Deck abgelöst und das Boot wird dort undicht sein. Beide BB Leinen waren nicht dicht geholt, er dürfte darauf vergessen haben. Und er hat das Boot von Haus aus viel zu nahe am Steg gelassen, damit er noch aussteigen konnte, obwohl Erich ihn mehrmals angeboten hat ihm zu helfen, da er nicht mehr so beweglich ist.

Von "Grace" hat sich eine Saling losgebeutelt und hängt runter, ist aber noch nicht ganz weg. Als Erich später nachsieht, stellt er fest, das daß ganze Rigg viel zu locker ist. Jack kümmert das wenig. Am Vortag hat es ihm auch nicht sehr berührt, als Erich ihm sagte, daß seine Leine viel zu nahe an unserer Aries ist. Erst als Erich wirklich wütend wurde hat er es korrigiert.

Gegen 1000 gehen wir zurück in unser Heim mit Hilfe von Dan und Jack, die uns mit dem Gepäck helfen und Jack sogar mithilft meinen Hintern auf unsere "Key of Life" zu bringen. Erich kann sie nicht näher zum Steg bringen, da noch immer starker Wind ist und auch wir uns endlich bewegen. Mit unserem Boot ist alles o.k., nur Blätter und kleine Ästchen liegen am Deck verstreut. Nach einem zweiten Frühstück falle ich trotz des Schlagens des Falls von Jacks Boot in tiefen Schlaf. Es war eine sehr lange Nacht.

Ich war aus tiefsten Herzen dankbar, daß wir es alle gut überstanden haben.

Die Inselkatze, die sonst niemals in ein Gebäude zu locken ist, hat diese Nacht im Bett zwischen Marthi und Karl verbracht.

Von der Marina war das Westdock zerstört, einige Palmen enthauptet und einige, sogar große Äste gebrochen. Diese eine Nacht hat die Insel auf der Westseite ein herbstliches Aussehen verpaßt. Zehn Tage später als wir zum zweiten Mal Schutz in der Marina suchten wegen Jeanne, waren die Sträucher zur Hälfte wieder grün.

Während ich diese Zeilen geschrieben habe, haben wir schon wieder Zuflucht gesucht und liegen vor vier Ankern in den Redshanks in Georgetown während Jeanne nachdem sie stehen blieb, dann einen Kreis machte, drohte in unsere Richtung zu kommen, sich dann doch für einen westlichen Kurs entschlossen hat, gerade jetzt über Freeport zieht. Sie war heute als sie am Nähesten zu uns war, 160sm von uns entfernt. Wir haben jetzt nicht mehr als 25kn Wind abbekommen und nur ein paar Regenspritzer und liegen ruhig in dieser geschützten Bucht.

Die Hurricane Saison ist noch nicht vorbei und wir hatten bereits acht große Hurricanes (ab Kategorie 3 wird er als großer Hurricane bezeichnet). Drei wurden für dieses Jahr vorausgesagt.

Frances war Flächen mäßig der größte seit 104 Jahren. Heute haben wir im Radio gehört, daß ihr vielleicht Jeanne den Rang abläuft.

Bei Ivan hat die lokale Wetterstation gesagt, daß sie sich nicht erinnern kann, mit 912 hPc (Millibar) je so niedrige hPc durchgegeben zu haben.

 "Regatta aus Gabrielas Sicht"

Carriacou August 2007

Wie alles begonnen hat. Als wir beim Bootsyard Wasser holten, lernten wir Uwe, den Besitzer der Joshua, die immer dort vor Anker liegt, kennen. Er erzählte uns, daß er wieder bei der alljährlichen Regatta teilnimmt und wie immer seinen letzten Platz verteidigt.

Da mußte natürlich von uns die Antwort kommen, er wird seinen letzten Platz verlieren, wenn wir mit machen.

So war die Idee geboren. Da wir ohnehin auf unsere Gasflasche warten mußten, beschlossen wir, beim Skippersmeeting teilzunehmen und uns das Ganze einmal anzuhören. Dort angekommen bekamen wir nichts zu hören, dafür ein Teilnahmeformular in die Hand gedrückt. Somit war es beschlossene Sache und ich kam zu meiner ersten Regatta in meinen Leben.

Wir zahlten die 50 EC ca 15 Euro, bekamen eine aus Segelmaterial gemachte Mappe, die seitenlange Regulationen, Veranstaltungsplan und die Routenbeschreibung und unsere weiße Startnummer "20". Abends nach dem Rennen, gab es dann sogar noch einen gratis Rumpunch für uns Rennteilnehmer und die Bekanntgabe des Rennergebnisses.

Bei der kurzen Besprechung, kam das Thema zum Spinnaker. Wir dürften ihn nicht verwenden, nur wenn wir ihn vorher angeben, dann bekommt man Abzugspunkte. Woraufhin Erich meinte, wenn wir ohnehin Letzte werden, was sie uns dann noch abziehen wollen. Wir hätten ohnehin schon genug Handicap mit 20 Tonnen und sehr kleiner Segelfläche. Wir einigten uns und unser Spinnaker wurde aufgenommen.

Also kehrten wir heim und wir sagten uns, wenn uns irgendetwas nicht paßt, müssen wir ja nicht starten, dann haben wir wenigstens eine gute Tat getan, denn das Startgeld kommt den Kindern in Carriacou zu Gute.

Abend vor dem Rennen. Ich frage Erich, ob wir nicht irgend etwas besprechen oder andere Vorbereitungen für das Rennen treffen müssten. O.K., wir beschlossen den Wassersammler, eine 2m2 große Plane und die rote Kiste von der Steuerbordseite zu entfernen und die Wäsche samt Kluppen von der Reling zu nehmen. Andere haben wir beobachtet, die waren im Mast und entfernten ihr zweites Vorstag, um besser tacken zu können und überlegen ernsthafte Strategien wie die Strecke am besten zu bewältigen ist.

Erich hatte auch eine Strategie. Sowenig wie möglich tacken! Erstens ist es zusätzliche Arbeit und zweitens verlieren wir wesentlich mehr bei jedem Tack als jedes andere Boot, durch unseren langen Kiel und unserer langsamen Geschwindigkeit, somit muss die Abtrifft größer sein. Also war es für uns auch die einzig mögliche Taktik.

Am Morgen der Regatta. Wir stehen rechtzeitig auf und haben ein gemütliches Frühstück und haben Zeit genug in aller Ruhe unsere Segelabdeckungen zu entfernen.

Start Beginn 8.30. Das alleine bedeutete für uns ein großes Opfer. Denn normalerweise beginnt unser Tag erst um 9.00 Uhr. Aber wir waren bereit um unseren letzten Platz zu kämpfen. Und jeder Kampf fordert bekanntlich Opfer.

Kurz nach acht waren wir so weit mit allen Vorbereitungen, nur noch den Anker lüpfen.

8.30 ist der Start für die Cruiser, danach alle fünf Minuten die nächste Klasse. Ich bin der Meinung wir sind in der Funklasse. Erich ist der Meinung wir sind Cruiser und würden als Erster starten, da unsere Klasse ja die langsamste ist, danach die Funklasse und dann erst die Katamarane und heuer eine zusätzliche Laserklasse.

Als es auf 8.30 zu geht segeln die ersten Boote schon vor der Startlinie auf und ab. Wir sehen, dass sie alle gelbe Nummern haben, also wissen wir zwei Minuten vor dem Start, dass wir erst als zweite starten in der Funklasse und die Cruisers die eigentlichen Racer sind. Wirklich wichtig war es für uns ohnehin nicht und wir wollten sowieso nicht in diesem Gedränge mitmischen. Aus meiner Sicht heraus hatten wir sogar perfektes Timing. Wir schafften es genau als Vorletzte die Startlinie zu passieren und gleiten langsam aus der Bucht. Damit wir nicht zu schnell werden, hat Erich sicherheitshalber das kleinste Reff eingebunden gelassen, wie wir es immer fahren. Allerdings hatten alle alles an Segeln gesetzt was nur irgendwie möglich war. Da wir wussten, dass wir bis 18.00 Uhr Zeit haben für unsere ca,21sm, sah Erich keinen Grund irgend etwas zu ändern.

Ich sagte zu ihm, hol den Fotoaparat, es wird das letzte Mal sein, wo wir die anderen so nahe sehen. So war es dann auch. Bereits nach wenigen hundert Metern holten auch die Katamarane auf, die ja fünf Minuten nach uns gestartet waren. Graue Wolken kommen auf und normalerweise Grund genug für Erich umzudrehen, oder besser gesagt erst gar nicht rauszufahren. Aber wenn man für etwas bezahlt hat, will man auch auf seine Kosten kommen.

Wir kommen zu den Sister Islands, die wir steuerbord liegen lassen müssen, alle sind schon vorn und auch der kleine Laser der 10 min später los gezogen ist, ist jetzt schon auf gleicher Höhe.

Wir sehen das Feld Richtung Hillsborough tacken, wir gehen nicht mal in die Nähe von Hillsborough, wir gehen weiter nordöstlich Richtung Union. Nur die Kats scheinen dieselbe Strategie zu verfolgen. Alle Boote werden immer kleiner. Wir können erkennen, dass wir bessere Höhe laufen können als die Kats. Wir sind mächtig stolz auf unsere Rennjacht. Der Wind frischt auf und somit können wir gut Höhe halten. Der erste Katamaran macht die erste Wende und am Retourkurs kreuzen sich unser Kurse, d.h. wir haben tatsächlich etwas gut gemacht. Auch der zweite wendet. Nur noch Waramkatamaran "Stillus" bleibt am selben Kurs. Aber wo geht der überhaupt hin? Fährt der mit der Regatta mit oder geht der nördlicher nach St. Vincent oder so? Nein, der kann nicht mehr, der ist noch schlechter dran als wir. Schließlich wendet auch "Stillus". Ob sie jetzt schon Gunpoint schafft? Wie weit fahren wir noch? Bis wir anstehen, eine Seemeile noch, dann wird es seicht. So weit noch? Und jetzt beginnt das Rechnen. Allerdings mit dem Computer ist es nur ein Mausklick und wir können den neuen Kurs ablesen. Es könnte sich schon ausgehen, na ein Stückchen noch, eine halbe Seemeile.

Wir entscheiden uns für eine Q -Wende, wir verlieren dadurch, aber wenn dafür das Segel nicht hängen bleibt, sind wir schneller und es bleibt sich somit gleich, theoretisch.

Es gelingt sehr gut und wir sind zufrieden. Jetzt kommt es darauf an, werden wir mit diesen Schlag schon um Gunpoint kommen oder nicht. Wieder Positionsbestimmung und Kursvergleich.

Die "Stillus" muß nochmals wenden. Wenn der Wind so bleibt, könnten wir Glück haben und wenn meine Rechnung aufgeht, kommt uns dann die Strömung von Süden entgegen und wir können noch besser Kurs halten theoretisch.

Ich weiß nicht mehr wie oft ich den Niedergang rauf und runter bin um immer wieder zu kontrollieren wie unsere Chancen stehen.

Die anderen hatten schon alle Gunpoint umrundet nur Stillus war noch irgendwo vor uns. Aber wir kamen langsam aber sicher näher. Erich kämpft die ganze Zeit an der Pinne und holt alles raus was nur geht. Und wir schafften es. Unsere Freude war groß, nur ein Tack und wir waren um Gunpoint herum. Yipieee, geschafft! Jetzt nur noch um das Wrack, dann muß alles schon leichter gehen.

Ich übernehme das Ruder. Ich versuche ebenfalls das Beste zu laufen, aber der Wind läßt nach und die Strömung versetzt uns zu stark. Wir schaffen es nicht. Erich übernimmt wieder das Steuer. Es sieht so aus als könnte es gelingen. Nein das Riff ist 500 yards voraus, Du steuerst genau darauf zu. Ich sage zu Erich: wenn wir die Maschine dazu nehmen, geht es sich aus. Heftiger Protest, welch Charakter ich denn hätte, alleine die Idee, das ist Sache der Ehre, wenn ich so denke, dann können wir gleich umdrehen.

Na umdrehen wollte ich sicher nicht, also war ich still. Erich kämpft noch immer weiter und das Riff kommt immer näher. Wende! Nur wir haben so wenig Fahrt, daß es ewig dauert bis sie reagiert. Das hellblaue Wasser kommt immer näher, aber da haben wir immer noch drei bis vier Meter Wassertiefe. Also keine Gefahr, aber für meinen Geschmack etwas spät.

Ich übernehme wieder. Erich macht die Eintragung ins Logbuch und kommt mit der Meldung wieder zurück: in einer Seemeile sind wir am Riff. Aber wir können schon bald wieder wenden. Gesagt getan und diesmal meistern wir das Wrack mit bravour.

Von jetzt an müßte alles leichter gehen. Kurs fast 180°, das müssen wir locker schaffen.

Wir kommen gut voran, allerdings sehen wir schon lange keine anderen Boote mehr.

Wir können schon Saline Island, den südlichsten Punkt der Rennstrecke, anlegen.

Je näher wir kommen, umso höher werden die Wellen und wir werden immer langsamer. Wir fahren jetzt Vorwindkurs, der ohnehin der langsamste ist, aber zusätzlich haben wir die Strömung auch noch voll dagegen. Wir fahren ein bis zwei Knoten und machen unseren üblichen Eiertanz. Das Boot rollt schlimm hin und her, die Segel fallen ein, um einen Kurs von 270° zu halten muss ich zwischen 250° und 290° fahren. Ich rufe wieder nach Erich, ob er nicht Ruder gehen will, mit den Felsen und Riffs nicht allzu weit entfernt ist mir die Sache nicht mehr geheuer. Ich hätte ja schon wieder unser Maschinchen dazu geschaltet, aber ich wage es nicht einmal zu erwähnen. Ich weiß, ich habe kein wettkämpferisches Ehrgefühl, aber ich gehe lieber auf Nummer sicher. Doch es besteht keine ernsthafte Gefahr für das Boot und es ist diese Strecke schon seit hunderten von Jahren so befahren worden.

Wir müssen zusätzlich noch zweimal das Segel schifften, da der Wind genau so kommt, daß wir nicht am nächsten Riff vorbeikommen.

Gegen 13.00 Uhr erhalten wir den Funkspruch von der Rennleitung, daß die "Key of Life" vermißt wird. Wir sind nicht verloren, wir racen noch immer. Erich sagt ihm unsere Geschwindigkeit und er antwortet resignierend, daß er ohnehin auf uns warten muß. Jetzt wissen wir es definitiv, einer ist nicht glücklich, daß wir am Rennen teilgenommen haben.

Aber wir haben ja noch genug Zeit, somit kämpfen wir weiter und es sind ja nur noch 5 sm bis ins Ziel, das wäre ja gelacht, wenn wir das nicht meistern.

Schön langsam läßt uns die Strömung wieder frei, nur noch eine Huk und wir sind da.

Da vorne ist das Wasser aber sehr glatt, scheint nicht viel Wind zu sein, aber weiter draußen schaut es nicht viel besser aus. Mit diesen Gedanken steuern wir in unser Unglück. Drei, zwei, eins, 0,5 Knoten, wir stehen. Schau da vorne ist schon das Juryboot, nur noch zwei Seemeilen.

Das darf doch nicht wahr sein, so knapp vor dem Ziel können wir doch nicht aufgeben, na ja wir haben ja noch Zeit. Das Wasser fängt sich wieder leicht zu kräuseln an, ah wir bewegen uns wieder. Dann wieder Flaute.

Da wir aber äußerst zäh im Durchhalten sind, haben die Windgötter ein einsehen mit uns gehabt und uns dann doch noch über die Ziellinie getragen.

Es war spannend bis zum Ende, da wir nicht wußten, ob wir mit einem Schlag reinkommen, aber unsere Dicke hat uns nicht im Stich gelassen und ist als stolze Rennyacht mit schöner Schräglage knapp an der Boje vorbei und wir hörten das Signal!

Ich gebe zu, ich hatte richtig Freude dabei und dank Erich konnten wir auch stolz auf unsere ehrliche Leistung sein.

Da es eben um die Ehre geht, fühlten wir uns verpflichtet auch bei der Preisverteilung anwesend zu sein, obwohl wir ja derartige gesellschaftliche Zusammenkünfte, wenn es geht vermeiden. Und siehe da, alle Teilnehmer bekamen noch ein Geschenk.

Eine schöne Tasche, zwei T-Shirts, ein Kapperl, ein Lippenbalsam, Brillenschnürchen, eine Plastikschublehre und nicht zu vergessen ein Liter Monte Gay Rum.

Alles in allem betrachtet, war es eine gute Entscheidung am Rennen teil zu nehmen. Wir hatten ein bißchen Übung, ich lernte die Strecke rund um die Insel kennen, wir hatten trotz der Widrigkeiten einen schönen Segeltag und bekamen noch tolle Geschenke.

Am Tag nach dem Rennen waren wir ganz schön erschöpft. Erich leidet heute noch an den Nachwirkungen und ist immer noch der Meinung, daß wir zu den Cruisern gehören und nicht zur Funklasse. Es kann jeder gerne ausprobieren und mit unserer Dicken fahren und uns dann sagen ob es Fun ist, oder vielleicht doch harte Arbeit.

Sag niemals nie, aber es könnte mein einziges Regattaerlebnis bleiben .

Anmk. Erich: Da Gabriela zugegeben hat, daß sie mich zum Starten des Motors verführen wollte, habe ich es in meinen Bericht nicht erwähnt! Ich möchte auch nicht extra erwähnen, daß solche Gedanken bei einer Regatta, nur aus einem sehr niedrigen charakterschwachen Geist entstehen können.

Anmk. Gabriela: Zu meiner Verteidigung muß ich dazu sagen, daß es nicht meine Idee war. Dadurch, daß Erich von Anfang an betonte, daß wir extrem langsam sind, sagte man uns, wir dürfen auch schummeln, wir dürfen es nur niemanden erzählen.

Anmk. Erich: Gabriela glaubte mir auch nicht, daß bei dieser "Hochleistungsregatta", wir via Satellit überwacht werden und somit sofort sehen, wenn das warme Wasser aus dem Auspuff kommt! :-)


 Key of Life Co.Ltd. Sailing Club ANKH - Erich Beyer, Dir. Postfach 377 A-1140 WIEN - AUSTRIA - zuletzt aktualisiert: 18.01.2009 08:15